Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Kreativitätstechniken sind Methoden zur Förderung von Kreativität.
In diesem Beitrag wird eine Beschreibung der Kreativitätstechniken geliefert.
Kreativtechniken helfen dabei, ein kreatives Vorgehen zu ermöglichen. Dies ist insbesondere bei Innovationsprozessen hilfreich.
In der Literatur sind weit über → 100 Kreativitätstechniken aufgeführt, im praktischen Einsatz sollten dann die “passenden” herausgesucht und genutzt werden.
1. Einleitung und Grundlagen
1.1 Definitionen
In der Wikipedia steht zu den Kreativitätstechniken /#Wiki-Kreativitätstechniken/:
“Kreativitätstechniken sind Methoden zur Förderung von Kreativität und gezieltem Erzeugen neuer Ideen, um Visionen zu entwickeln oder Probleme zu lösen. In Wirtschaft, Politik, Bildung usw. werden dafür gezielt Innovationsworkshops und Innovationsprojekte durchgeführt. Bei der Anwendung von Kreativitätstechniken darf man nicht außer Acht lassen, dass Kreativität in einer komplexen Interaktion von Begabung, Wissen, Können, → Motivation, Persönlichkeitseigenschaften und Umgebungsbedingungen stattfindet.”
1.2 Der Kreativprozess nach Knieß
Nach Knieß /Knieß06/ gibt es einen Kreativprozess, der in einem kreativen Umfeld wirken kann (Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Der Kreativprozess nach Knieß
1.3 Die Phasen des kreativen Prozesses
Der kreative Prozess kann in einzelne Phasen unterteilt werden (Abbildung 1.2).
Die vier Phasen sind:
- Sammlung (von Fakten): Es werden bekannte Informationen zur Ausgangslage / zum → Problem benannt
- Kreative Phase: Es werden Ideen benannt und gesammelt
- Ordnen und Bewerten: Die besten / erfolgsversprechendensten Ideen werden ausgewählt
- Maßnahmen: Es werden die nächsten Schritte benannt, um festzugelegen, wie mit den ausgewählten Ideen umzugehen ist, was als nächtes gemacht werden muss
Abbildung 1.2: Vier Phasen des kreativen Prozesses
1.4 Ein Formular zur Erfassung einzelner Kreativitätstechniken
Sollen Kreativitätstechniken beschrieben werden, so bietet es sich an, eine einheitliche Gliederung zu verwenden, die auch über ein Formular abgebildet werden kann. Abbildung 1.3 zeigt ein solches Formular mit acht Attributen, von denen jeweils vier verpflichtend (P in der zweiten Spalte) und vier optional (O) sind.
Abbildung 1.3: Ein Formular zur Erfassung einzelner Kreativitätstechniken
2. Kategorisierung von Kreativitätstechniken
Je nach Autor gibt es unterschiedliche Kategorisierungen der Kreativitätstechniken. In Abbildung 2.1 ist eine Kategorisierung aus der Wikipedia dargestellt — es wird unterschieden in folgende drei Kategorien:
- Intuitive Methoden: Basieren auf Assoziationen
- Diskursive Methoden: Systematisches Ableiten von Lösungen
- Kombimethoden: Kombinieren intuitive und diskursive Elemente
Abbildung 2.1: Eine Kategorisierung von Kreativitätstechniken aus der Wikipedia /#Wiki-Kreativitätstechniken/
Die Einteilung der Kreatitivitätstechniken in die vier Kategorien …
- Problemfindung und Analyse.
- Ideenfindung.
- Ideenbewertung und Auswahl sowie
- Umsetzung und Prototyping
ist häufig im Einsatz zu finden (Abbildung 2.2). Als “klassische” Kreativitätstechniken werden dabei die Techniken zur Ideenfindeung bezeichnet, die auch die größte Anzahl aller Kreativitätstechniken ausmachen.
Abbildung 2.2: Die Kategorisierung von Kreativitätstechniken von Problemfindung bis Prototyping
3. Eine Liste von Kreativitätstechniken
Von den weit über 100 Kreativitätstechniken, die sich in der Literatur finden, sind einige der “wichtigsten” in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet. Die Spalten bedeuten:
- Name: Name der Kreativitätstechnik
- Prio: → Priorität von A (hoch) bis C (niedrig); entspricht der Bedeutung im Einsatz
- E/G: Für eine einzelne Person (E) oder für eine Gruppe (G)
- → Kategorie: Einordnung nach Tabelle 2.1 mit Erweiterungen
- Beschreibung: Eine kurze Beschreibung
Name | Prio | E/G | Kategorie(n) | Beschreibung |
---|---|---|---|---|
Analogietechnik | A | E, G | - | Es werden ähnlich Problemstellungen betrachtet, die analoge Merkmale (Eigenschaften, Attribute) aufweisen, um Lösungen abzuleiten |
ARIZ | B | G | - | ARIZ (russisches Akronym für “Algorithmus zum Lösen erfinderischer Aufgaben”) ist ein systematischer Problemlösungsprozess aus der TRIZ-→ Methodik, der schrittweise zur kreativen und erfinderischen Lösungsfindung durch Analyse, Transformation und Lösung von Widersprüchen führt |
Barcamp | A | G | Diskursiv | Ein Barcamp ist ein offenes, partizipatives Veranstaltungsformat (“Unkonferenz”) ohne Agenda, bei dem die Teilnehmer selbst die Inhalte und Themen einbringen und diskutieren |
→ Brainstorming | A | G | Intuitiv | Die bekannteste und meistgenutzte Methode zur Generierung von Ideen. Es werden in der Gruppe zwanglos in kurzer Zeit Ideen und Assoziationen zur Fragestellung zusammenzutragen |
Brainwriting | A | G | Schreibtechnik | Variante des Brainstorming, bei dem die Ideen schriftlich formuliert werden |
Brainwriting Pool | B | G | Schreibtechnik | Brainwriting Pool ist eine Gruppenmethode, bei der Teilnehmer ihre Ideen schriftlich anonym in einen zentralen Pool geben, sodass alle Vorschläge gesammelt und von anderen weiterentwickelt werden |
Concept-Map | B | E, G | - | Eine Concept-Map ist eine grafische Darstellung von Wissen, in der wichtige Begriffe mit Linien und Beziehungen verbunden werden, um Zusammenhänge und Strukturen zu visualisieren |
Denkhüte von De Bono | A | G | Intuitiv | Die Methode Denkhüte von De Bono nutzt sechs verschiedenfarbige Hüte, die jeweils eine Denkweise symbolisieren (z.B. analytisch, kritisch, kreativ, emotional), um ein Thema → systematisch aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten |
→ Design Thinking | A | G | - | Design Thinking ist ein kreativer, nutzerzentrierter Ansatz zur Problemlösung und Ideenentwicklung, der durch Empathie, Problemdefinition, Ideenfindung, Prototyping und → Testen zu Lösungen führt |
Kraftfeldanalyse | A | E | - | Die Kraftfeldanalyse ist eine Technik, um fördernde und hemmende Kräfte einer Veränderungssituation zu identifizieren, grafisch darzustellen und daraus gezielte Maßnahmen für eine erfolgreiche Umsetzung abzuleiten |
Methode 6–3‑5 | A | G | Schreibtechnik | Bei der Methode 6–3‑5 werden von sechs Personen jeweils drei Ideen auf ein Blatt geschrieben. Dieses Blatt wird fünfmal an die nächste Person weitergereicht, sodass in kurzer Zeit bis zu 108 Ideen entstehen |
Mindmapping | A | E, G | Schreibtechnik, Visualisierung | Beim Mindmapping werden Gedanken und Ideen zu einem zentralen Thema grafisch so strukturiert das ein Netz von Begriffen entsteht, welches Zusammenhänge sichtbar macht und neue Ideen oder Denkanstöße liefert |
Morphologische Analyse | A | E, G | - | Stellt mit dem → morphologischen Kasten verschiedene Varianten eines Produkts zusammen, aus denen dann eine Lösungsvariante ausgewählt werden kann |
Nominal Group Technique (NGT) | B | G | - | Die Nominal-Group-Technique ist ein strukturierter Gruppenprozess, bei dem zuerst jeder Teilnehmer eines Problems selbstständig Ideen sammelt und diese anschließend in der Gruppe geteilt, diskutiert und in mehreren Schritten gemeinsam bewertet und priorisiert werden |
Open Space | B | G | - | Die Open-Space-Methode ist eine offene → Workshop-Methode, bei dem die Teilnehmer selbstständig Themen vorschlagen und an verschiedenen, parallel laufenden Diskussionsgruppen zu den Themen teilnehmen können, um kreative Lösungen und Ideen zu entwickeln |
Osborn-Checkliste | A | E, G | - | Die Osborn-Checkliste ist eine strukturierte Frageliste, die verschiedene Denkanstöße wie “Verändern, Anpassen, Ersetzen, Kombinieren“ und andere Varianten bietet, um Bestehendes systematisch zu hinterfragen und neue Ideen zu generieren |
Reizworttechnik | A | G | - | Bei der Reizworttechnik wird zu einem Problem ein zufälliges Wort als Impulsgeber gewählt, das Assoziationen fördert und über gedankliche Verbindungen auf neue, überraschende Lösungsideen stößt |
SCAMPER | A | E, G | - | SCAMPER ist ein Kreativitätstool, das die Denkanstöße “Substitute, Combine, Adapt, Modify, Put to other uses, Eliminate, Rearrange” verwendet, um bestehende Konzepte gezielt weiterzuentwickeln und alternative Ansätze zu finden |
Synektik | A | E, G | - | Bei der Synektik wird ein Probelem bewusst verfremdet, indem durch Analogiebildung gezielt fremde und ungewöhnliche Denkweisen zum Einsatz kommen, um so kreative Lösungen zu generieren |
TRIZ | B | E, G | - | TRIZ ist die russische Abkürzung für “Theorie des erfinderischen Problemlösens” und bezeichnet eine systematische Methode zur Entwicklung innovativer Lösungen. Durch die Identifizierung wiederkehrender Lösungsprinzipien und die Überwindung von Widersprüchen zielt TRIZ darauf ab, technische und nicht-technische Probleme auf strukturierte und erfinderische Weise zu lösen |
Ursache-Wirkungs-Diagramm | A | E | - | Das Ursache-Wirkungs-Diagramm (auch Ishikawa- oder Fischgrätendiagramm) ist eine strukturierte Methode zur Analyse komplexer Probleme, bei der potenzielle Ursachen systematisch dargestellt werden, um die Hauptursache einer Wirkung oder eines Problems zu identifizieren |
Walt-Disney-Methode | A | E, G | - | Bei der Walt-Disney-Methode wird die Aufgabe nacheinander aus der Perspektive des Träumers, des Realisten und des Kritikers betrachtet |
World Café | A | G | Workshop-Methode | Beim World Café werden große Gruppen an Tische verteilt, an denen dann über (vorgegebene) Themen gesprochen wird |
Zeitreisen | B | G | - | Bei Zeitreisen versetzt man sich gedanklich in die Vergangenheit oder Zukunft, um aus anderen zeitlichen Perspektiven neue Ideen oder Lösungsansätze für aktuelle Probleme zu entwickeln |
Zukunftswerkstatt | B | G | - | In einer Zukunftswerkstatt werden Probleme in mehreren kreativen Phasen (typisch: Kritikphase, Fantasiephase, Verwirklichungsphase) analysiert, Zukunftsvisionen entwickelt und konkrete Lösungen entworfen, um Veränderungsprozesse aktiv zu gestalten |
Eine Zusammenstellung / Benennung weiterer Kreativitätstechniken findet sich auf der Webseite → Liste von Kreativitätstechniken.
4. Der Einsatz von Kreativitätstechniken
Die Einsatzmöglichkeiten von Kreativitätstechniken sind vielfältig. So wird die Kreativität direkt mit Innovationsmanagement in Verbindung gebracht: Ohne Kreativität keine Innovationen. Beim → Requirements Engineering werden Kreativitätstechniken bei der → Anforderungsermittlung genutzt, insbesondere dann, wenn es um Begeisterungsfaktoren (nach Kno) geht.
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
A.1 Meine öffentlichen Präsentationen
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A.2 Literatur
- /Backerra19/ Hendrik Backerra, Christian Malorny, Wolfgang Schwarz: Kreativitätstechniken. Kreative Prozesse anstoßen, Innovationen fördern, Hanser, München 4. Auflage 2019, ISBN 978–3‑446–44486‑7
- /Boos10/ Evelyn Boos: Das große Buch der Kreativitätstechniken, Compact Verlag, München 4. Auflage 2010, ISBN 978–3‑8174–5106‑7
- /Eppler17/ Martin J. Eppler, Friederike Hoffmann, Roland A. Pfister: Creability. Gemeinsam kreativ – innovative Methoden für die Ideenentwicklung in → Teams, Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2. Auflage 2017, ISBN 978–3‑7910–3837‑7
- /Knieß06/ Michael Knieß: Kreativitätstechniken. Methoden und Übungen, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006, ISBN 978–3‑423–50906‑0
- /Luther20/ Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Wie Sie in vier Schritten mit Pfiff und Methode Ihre Problemlösungskompetenz entwickeln und zum Ideen-Profi werden, managerSeminare Verlag, Bonn 2. Auflage 2020, ISBN 978–3‑941965–47‑8
- /Nöllke20/ Matthias Nöllke: Kreativitätstechniken, Haufe-Lexware, Freiburg 8. Auflage 2020, ISBN 978–3‑648–14021‑5
- /Scherer12/ Jiri Scherer: Kreativitätstechniken. In 10 Schritten Ideen finden, bewerten, umsetzen, Gabal, Offenbach 3. Auflage 2012, ISBN 978–3‑89749–736‑8
A.3 Weblinks
- /#Wiki-Kategorie-Kreativitätstechnik/ Kategorie Kreativitätstechnik in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-Kreativitätstechniken/ Kreativitätstechniken in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-Phasen-des-kreativen-Prozesses/ Phasen des kreativen Prozesses in der deutschen Wikipedia
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
/#V/ Verweis auf ein Video auf einer Website
Letzte Aktualisierung: 28.11.2023 © Peterjohann Consulting, 2005–2025