Es gibt eine Reihe von Ermittlungs- und Sammlungstechniken (Werkzeugen und Methoden zur Ermittlung von Anforderungen, Elicitation Tools and Techniques) für das → Requirements Engineering.
Je nach Autor und → Standard werden unterschiedliche Techniken genannt – insgesamt finden sich bis zu 30 unterschiedliche Techniken. In der Praxis werden dann für den konkreten Einsatzfall die Techniken ausgewählt, die passend erscheinen; in der Regel sind dies nicht mehr als 10.
Typische Ermittlungstechniken
Eine Kategorisierung der einzelnen Techniken könnte beispielsweise so vorgenommen werden:
- Traditionelle Techniken: Fragebögen, → Interviews, Dokumentenanalyse (Handbücher, Beschwerdebögen), Beobachtungen
- Gruppenarbeit: → Brainstorming, Fokusgruppen, Konsensbildung, Workshops, Rollenspiele
- Prototyping (Rapid Prototyping): Simulationsumgebung, Ablaufmodell, Benutzerschnittstelle
- Modelle: Szenarien, Bilder, Diagramme, Mind Maps
- Kognitive und diskursorientierte Verfahren: Analyse von Interviews oder Gruppendiskussion, um herauszufinden, ob an wichtigen Stellen Informationen verschleiert wurden
- Kontextstudien: Kulturelle Besonderheiten, Farben, Symbolik
Bezeichnungsweisen
Die deutschen Begriffe “Ermittlung”, “Erhebung” und “Entwicklung” können leicht durcheinandergebracht werden:
- “Ermittlung” und “Erhebung” sind synonym zu gebrauchen, während
- “Entwicklung” mehrere Tätigkeiten umfasst (wie z.B. die Ermittlung/Erhebung).
Die englischen Begriffe “Elicitation” (Ermittlung), “Gathering” (Erhebung) sowie “Development” (Entwicklung) sind besser unterscheidbar.
Abbildung 1: Die Ermittlungstechniken (nach → IREB /IREB21/)
Eine Zuordnung von Ermittlungstechniken zu dem Vorwissen (über die Anforderungen) der → Auftraggeber und Auftragnehmer liefert Ebert /Ebert19/ (Abbildung 2).
Abbildung 2: Zuordnung Ermittlungstechniken nach Ebert /Ebert19/
Die vier Quadranten können wie folgt charakterisiert werden:
- Dem Auftraggeber sind diese Anforderungen bekannt, dem Auftragnehmer nicht
- Sowohl dem Auftraggeber als auch dem Auftragnehmer sind diese Anforderungen unbekannt
- Dem Auftragnehmer sind diese Anforderungen bekannt, dem Auftraggeber nicht
- Sowohl dem Auftraggeber als auch dem Auftragnehmer sind diese Anforderungen bekannt
Somit können die im vierten Quadranten aufgeführten Techniken dann gut eingesetzt werden, wenn die Anforderungen sowohl dem Auftragnehmer als auch dem Auftraggeber bekannt sind.
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
Die RE-Basispräsentation gibt Ihnen einen ersten Einblick in die Ermittlungstechniken des Requirements Engineerings.
Inhalt | Typ |
---|---|
Requirements Engineering (und Business Analysis) – Eine Einführung (RE-Basispräsentation) |
In folgenden Büchern werden als Teilaspekt Ermittlungstechniken erläutert:
- /Ebert19/ Christof Ebert: Systematisches Requirements Engineering. Anforderungen ermitteln, dokumentieren, analysieren und verwalten, dpunkt, Heidelberg 6. Auflage 2019, ISBN 978–3‑86490–562‑9
- /Ebert22/ Christof Ebert: Systematisches Requirements Engineering. Anforderungen ermitteln, dokumentieren, analysieren und verwalten, dpunkt, Heidelberg 7. Auflage 2022, ISBN 978–3‑86490–919‑1
- /IREB21/ siehe /Pohl21/
- /Pohl21/ auch /IREB21/ Klaus Pohl, Chris Rupp: Basiswissen Requirements Engineering: Aus- und Weiterbildung nach IREB-Standard zum Certified Professional for Requirements Engineering Foundation Level, dpunkt, Heidelberg 5. Auflage 2021, ISBN 978–3‑86490–814‑9
Auf folgende Weblinks zu Ermittlungstechniken wird hier Bezug genommen:
- /#IREB-→ Glossar-24/ IREB – International Requirements Engineering Board: Glossar des IREB, Version 2.1.1 vom April 2024 (deutsch, englisch, pdf-Datei, 65 Seiten)
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
/#V/ Verweis auf ein Video auf einer Website
Letzte Aktualisierung: 12.01.2021 © Peterjohann Consulting, 2005–2024