Übersicht und Vorbemerkungen
Fachliche Qualifikationen mit Zertifizierungen haben seit der Jahrtausendwende enormen Zulauf erhalten. Entsprechend gibt es eine fast nicht mehr überschaubare Zahl von Möglichkeiten, sich auf den jeweiligen Fachgebieten weiterzubilden und ein Zertifikat zu erwerben. In diesem Beitrag werden einige Zertifizierungen gegenübergestellt, soweit sie meine Themenbereiche (→ Projektmanagement, → Prozessmanagement, → Requirements Engineering, → Software Engineering, Agilität und → Scrum) betreffen. Dabei wird keine Einschätzung vorgenommen, welchen Wert die einzelnen Zertifikate – insbesondere im Vergleich – haben.
Um die Übersichten nicht zu groß werden zu lassen, werden hier nur Zertifizierungen vorgestellt, die folgende Kriterien erfüllen:
- Die Zertifizierung / das Zertifikat ist am Markt erfolgreich
- Hinter der Zertifizierung / dem Zertifikat steht ein (anerkannter) Fachverband oder → Standard
- Es werden nur Personen-, nicht jedoch Gruppen- oder Unternehmenszertifikate betrachtet
Generell ist die Auswahl der “passenden” Zertifizierung nicht einfach: Neben der Vielfalt an Möglichkeiten kommen häufig Randbedingungen aus dem Unternehmenskontext hinzu: So müssen auch eingesetzte Normen und Standards oder Organisationsvorgaben berücksichtigt werden. Daher empfiehlt es sich, neben dieser Kurzdarstellung auch umfassendere Beschreibungen (für das Projektmanagement beispielsweise Projektmanagement: Zertifizierungen & Normen – Eine Übersicht ) und gegebenenfalls Berater hinzuzuziehen.
Weitere Vorbemerkungen
- Die Zertifizierungs- und Mitgliederzahlen beruhen auf Angaben der Fachverbände und sind zum Teil von mir hochgerechnet
- Die dargestellten Kriterien erlauben nur ein unvollständiges Bild der Zertifikate; insbesondere die Kosten für die Zertifizierungen sind hier nicht wiedergegeben
- Bei einigen Zertifikaten muss das Zertifikat (typischerweise alle 2 bis 5 Jahre) erneuert werden – der Zertifikatsinhaber muss sich rezertifizieren. Hierzu gibt es je nach Fachverband und Zertifikat unterschiedliche Ansätze (siehe → Anhang A.1 Rezertifizierungen)
- Weder hier noch bei den Fachverbänden wird scharf zwischen Zertifizierung und Zertifikat unterschieden. Exakt müsste es heißen: “Mit der Zertifizierung (durch Kursbesuch und/oder → Prüfung plus eventuelle Zusätze) erhält eine Person ein Zertifikat und wird zum Zertifikatsinhaber. Das Zertifikat kann der Zertifikatsinhaber verlieren, wenn er es nicht rezertifiziert.”
- Die Fachverbände geben unterschiedliche Zahlen zu den Zertifizierungen (“Anzahl der Zertifikatsinhaber/Zertifizierten”) nach außen:
- Üblich ist, dass nur die aktiven Zertifikate gezählt werden, also die Gesamtzahl der erworbenen Zertifikate abzüglich der nicht-erneuerten Zertifikate
- Wenige Verbände geben nur die ausgeteilten Zertifikate an, betrachten also nicht, ob auf die Erneuerung des Zertifikats verzichtet wurde
- Manche Verbände zählen nur die übergeordneten “höherwertigen” Zertifikate, betrachten dann also nicht mehr die vorher erworbenen “geringerwertigen” Zertifikate
- In den Darstellungen hier werden die “geringerwertigen” vor “höherwertigen” Zertifikate aufgeführt
- Die Zertifikate werden meistens hierarchisch vergeben: Man muss zunächst die “geringerwertigen” Zertifikate erlangen, um dann die “höherwertigen” Zertifizierungen erwerben zu können
- Die Zertifikatsinhaber dürfen den Titel, der durch das Zertifikat erlangt wurde, nur dann mitführen, wenn das Zertifikat gültig ist, d.h. insbesondere rezertifiziert wurde
- Die Fachverbände erkennen im Allgemeinen ihre Zertifikate gegenseitig nicht an, Kooperationen werden selten angestrebt
- Einige Fachverbände erfüllen die ISO 17024 (“Allgemeine Anforderungen an Stellen, die Personen zertifizieren”), einige nicht
Gliederung
Zu folgenden Themenbereichen finden Sie hier Informationen zu den Zertifizierungen:
- 1. Zertifizierungen im Projektmanagement
- 2. Zertifizierungen im Prozessmanagement
- 3. Zertifizierungen im Requirements Engineering
- 4. Zertifizierungen rund um das Software Engineering
- 5. Zertifizierungen rund um Agilität und Scrum
- A. Anhang
1. Zertifizierungen im Projektmanagement
Es gibt eine Reihe von Zertifizierungen rund um das Projektmanagement, wobei die drei größten Fachverbände IPMA (International Project Management Association, in Deutschland vertreten durch die → GPM – Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement), → PMI (Project Management Institute) und AXELOS/PRINCE2 den Markt fast komplett unter sich aufgeteilt haben.
Ursprünglich wurden die (ersten zwei) Fachverbände IPMA/GPM und PMI in den 1960er Jahren gegründet, um ihren Mitgliedern die Möglichkeit zum fachlichen Austausch zu geben. Zertifizierungen wurden erst deutlich später in den 1990er Jahren entwickelt und auf den Markt gebracht. PRINCE2 (Projects in Controlled Environments) ist kein Fachverband, sondern eine Methode zum Projektmanagement, die ursprünglich von der britischen Regierung / dem OGC (Office of Government Commerce) entworfen wurde: entsprechend kann man kein Mitglied von PRINCE2 werden. Seit einigen Jahren gehört PRINCE2 der Firma AXELOS, einem Joint Venture der britischen Firma CAPITA und der britischen Regierung.
Abbildung 1.1: Die PM-Fachverbände in der Übersicht
Das PMI ist mit etwa 500.000 Mitgliedern der weltweit größte Fachverband zum Projektmanagement, jedoch muss berücksichtigt werden, dass die Mitgliedschaft für Personen, die sich zertifizieren oder rezertifizieren lassen, fast kostenfrei ist. Eine Kopplung zwischen Mitgliedschaft und Rezertifizierung gibt es bei der IPMA und der GPM nicht zwangsläufig, daher sind dort die Mitgliederzahlen im Vergleich zur Anzahl der Zertifizierten deutlich geringer.
Die IPMA/GPM legt großen Wert darauf, dass Kompetenzen zur Zertifizierung notwendig sind: Diese werden von akkreditierten Trainern mit Hilfe von eingereichten Hausaufgaben und zusätzlichen Assessments überprüft. Daher sind die Zertifizierungsvorgänge personalaufwendig, sodass nicht unbeschränkt viele Prüfungen gleichzeitig/jährlich durchgeführt werden können. Das PMI und PRINCE2 führen in der Regel (für die “geringerwertigen” Zertifikate) Potenzialprüfungen durch, in denen Wissen abgefragt wird. Die hierzu notwendigen Prüfungen können automatisiert durch Prüfungsinstitute durchgeführt werden: Hierdurch können sehr viele Personen gleichzeitig zertifiziert werden.
Inzwischen haben die PM-Fachverbände die Anzahl der unterschiedlichen Personenzertifikate erheblich erweitert (Abbildung 1.2; fettgedruckt = Zertifikat mit der größten Resonanz). So bieten die IPMA/GPM und das PMI jeweils sechs, AXELOS/PRINCE2 sogar zehn verschiedene Personenzertifikate an, wobei “Spezialzertifizierungen” hier noch nicht mit aufgeführt sind.
Abbildung 1.2: Die PM-Zertifikate der Fachverbände
Die Zertifikatstitel des PMI und von AXELOS/PRINCE2 sind englisch – offizielle deutsche Übersetzungen gibt es nicht; die GPM übersetzt die eigenen IPMA-Zertifikatstitel folgendermaßen auf Deutsch:
- IPMA Level D: Zertifizierter Projektmanagement Fachmann
- IPMA Level C: Zertifizierter → Projektmanager
- IPMA Level B: Zertifizierter Senior Projektmanager
- IPMA Level A: Zertifizierter Projektdirektor
Sind die einzeln Zertifikakte vergleich- oder einordenbar? Die nachfolgende Vergleichsübersicht stellt die einzelnen Zertifikate gegenüber – allerdings ist dies keine offizielle Darstellung, die durch die Fachverbände bestätigt worden ist.
Abbildung 1.3: Die PM-Zertifikate im Vergleich
1.1 Die Zertifizierungszahlen
Die Anzahl der Zertifizierungen ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt (Stand: 12/2015).
Abbildung 1.4: PM-Zertifizierungen – Zahlen weltweit
Generell sind die PRINCE2-Zertifikate weltweit am meisten verbreitet. Das PMI erzielt mit dem PMP hohe Anerkennung am Markt, während die IPMA/GPM in den letzten Jahren immer gleiche Zuwachszahlen vermelden kann. Die Gründe für die unterschiedliche Verbreitung werden bei genauerer Betrachtung deutlich (die hier nicht vorgenommen wird), jedoch können die Zertifizierungen aller drei Fachverbände als weltweit erfolgreich bezeichnet werden.
Anmerkungen:
- Die Zahlen-Verhältnisse bei den Zertifizierungen der PM-Fachverbände haben sich in den letzten fünf Jahren kaum verändert
- Es gibt große Unterschiede in der regionalen Verteilung der Zertifikate: Die IPMA/GPM ist sehr erfolgreich in Europa (und hier insbesondere in Deutschland), das PMI besonders in den USA (und in Asien), während PRINCE2 vor allem in Großbritannien und in den Niederlanden mit enormen Zahlen glänzen kann
- Bei allen drei Verbänden werden nur die “aktiven Zertifizierten” gezählt, also diejenigen, die ein Zertifikat erlangt haben und dies auch aktiv (d.h. insbesondere kostenpflichtig) “rezertifiziert” haben. Hierzu:
- Das PMP-Zertifikat muss alle 3 Jahre rezertifiziert werden; die Rezertifizierungsquote beträgt etwa 75 %
- Das PRINCE2-Foundation-Zertifikat ist lebenslang ohne Rezertifizierung gültig
- Um das PRINCE2-Practioner-Zertifikat zu erlangen, muss vorab das PRINCE2-Foundation-Zertifikat erworben werden. Daher besitzen alle PRINCE2-Practioner-Zertifikatsinhaber auch das PRINCE2-Foundation-Zertifikat. Würden die PRINCE2-Practioner-Zertifikatsinhaber bei den PRINCE2-Foundation-Zertifikatsinhabern “rausgerechnet”, so bleiben dennoch insgesamt über 1 Million PRINCE2-Zertifizierte
- Die Zertifikate aller Verbände verwenden (auch auf Deutsch) den Begriff “Projektmanager”, der Begriff “→ Projektleiter” wird nicht benutzt
1.2 Weitere Anbieter und Fachverbände
Neben den drei großen Anbietern gibt es weitere auf dem Markt, die jedoch einen deutlich geringeren Anteil am Markt besitzen.
- In Deutschland bietet die IHK (Industrie- und Handelskammer) Weiterbildungsmöglichkeiten (mit Prüfung und Zertifikat) zum Projektmanagement an
- Die CompTIA (Computing Technology Industry Association) ist international mit einem Zertifikat (“CompTIA Project+”) vertreten
- Die IAPM (International Association of Project Managers) bietet 4 verschiedene Personenzertifikate an
- Die IAAPM (International Association for Project and Program Management) bietet ebenfalls 4 verschiedene Personenzertifikate an
- Die AAPM (American Academy of Project Management) hat insgesamt 13 (!!) verschiedene Personenzertifikate im Angebot
- Die GPM (Green Project Management Global) hat 3 verschiedene Personenzertifikate im Angebot
- Die GAQM (Global Association for Quality Management) bietet 4 verschiedene Personenzertifikate für das Projektmanagement an
- Die Stanford University (href=“http://apm.stanford.edu/certificate-overview”) hat ein eigenes Programm für das Projektmanagement aufgesetzt (1)
- Das iSQI (International Software Quality Institute) ist mit einem Personenzertifikat (“Certified Professional for Project Management”) am Markt vertreten
1.3 Präsentationen, Literatur und Weblinks
1.3.1 Eigene Präsentationen
1.3.1 Eigene Präsentationen
Inhalt | Typ |
---|---|
Projektmanagement – Eine Einführung (PM-Basispräsentation) | |
Projektmanagement: Zertifizierungen & Normen – Eine Übersicht |
1.3.2 Literatur
In sind einige Basiswerke aufgeführt, die entweder einen Standard wiedergeben oder sich mit den Zertifizierungen im Projektmanagement beschäftigen.
- /DIN13/ DIN: Projektmanagement. Netzplantechnik und Projektmanagementsysteme. DIN-Taschenbuch 472, Beuth, Berlin 2. Auflage 2013, ISBN 978–3‑410–23984‑0
- /GPM14/ GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3), GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg, 6. Auflage 2014, ISBN 978–3‑924841–40‑9
- /OGC09/ OGC: Managing Successful Projects with PRINCE2. Edition 2009, The Stationery Office Ltd 2009, ISBN 978–0‑11–331059‑3
- /PBG12/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania Fifth Edition 2012, ISBN 978–1‑935589–67‑9
1.3.3 Weblinks
Informationen der Fachverbände finden sich hier:
- GPM – Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. (dt.)
- PMI – Project Management Institute (engl.)
- PRINCE2 – Überblick (dt.) der “BPUG – Best Practice User Group Deutschland e.V.”
2. Zertifizierungen im Prozessmanagement
In Vorbereitung.
3. Zertifizierungen im Requirements Engineering
Im Requirements Engineering (oder auch → Business Analysis / Analyse) gibt es Fachverbände erst seit Beginn dieses Jahrtausends. In Europa entstand das → IREB (International Requirements Engineering Board) in 2007, vier Jahre zuvor (2003) wurde das → IIBA (International Institute for Business Analysis) in Nordamerika gegründet. Diese Fachverbände haben 2007 bzw. 2005 ihre ersten Zertifizierungen herausgebracht (CPRE Foundation Level bzw. CBAP), die bis heute die am meisten nachgefragten Zertifizierungen im Requirements Engineering darstellen. Das PMI (Project Management Institute) als Fachverband für Projektmanagement hat mit dem PMI-PBA (Professional in Business Analysis) seit 2015 ein eigenständiges Zertifikat für die Business Analysis auf den Markt.
Abbildung 3.1: Die RE-Fachverbände in der Übersicht
Auffallend ist die Anzahl der Mitglieder der einzelnen Verbände: Während beim IREB nur ausgewählte Personen Mitglied werden können und die Anzahl hierdurch sehr beschränkt ist, gibt es bei dem IIBA eine hohe Mitgliederzahl, die deutlich über der Zahl der Zertifizierten liegt.
Das IREB hat das erste Zertifikat (CPRE-FL) in den letzten Jahren um drei weitere Zertifikate ergänzt, die zur Vertiefung und Spezialisierung dienen (Abbildung 3.2). Das IIBA hat hingegen neben dem CBAP-Zertifikat ein “einfacheres” Basis-Zertifikat (CCBA) herausgebracht.
Abbildung 3.2: Die RE-Zertifikate der Fachverbände
Das IREB will 2017 ein Zertifikat zum agilen Requirements Engineering auf den Markt bringen, das IIBA hat derzeit noch nichts Entsprechendes dazu verkündet.
3.1 Die Zertifizierungszahlen
Die Anzahl der Zertifizierungen ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt (Stand: 12/2015).
Abbildung 3.3: RE-Zertifizierungen – Anzahl weltweit
Die Zertifizierungszahlen des IREB liegen deutlich über denen der Wettbewerber, was auch mit dem vergleichsweise einfacheren Zugang zur Prüfung zu tun hat.
Anmerkungen:
- Hier wird nicht zwischen RE (Requirements Engineering) und BA (Business Analysis / Analyse) unterschieden
- Es gibt große Unterschiede in der regionalen Verteilung der Zertifikate: Die IREB-Zertifikate sind in erster Linie in der D‑A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) vertreten, in den USA hingegen kaum. Bei den IIBA-Zertifikaten verhält es sich genau umgekehrt
- Da das PMI die ersten offiziellen PMI-PBA-Zertifizierungen erst 2015 durchgeführt hat, sind die Zertifizierungszahlen noch deutlich geringer als die der Wettbewerber
- Bei allen drei Verbänden werden nur die “aktiven Zertifizierten” gezählt, also diejenigen, die ein Zertifikat erlangt haben und dies ggf. auch aktiv (d.h. insbesondere kostenpflichtig) “rezertifiziert” haben. Hierzu:
- Das IREB-Foundation-Zertifikat ist lebenslang ohne Rezertifizierung gültig
3.2 Weitere Anbieter und Fachverbände
- Die BCS (British Computer Society) bietet das “International Diploma in Business Analysis” an, welches aus vier Teilmodulen mit entsprechenden Einzelzertifikaten besteht. Obwohl in Deutschland fast nicht bekannt, sollen laut Eigenangabe inzwischen über 70.000 Zertifikate (weltweit) zur Business Analysis vergeben worden sein. Damit wäre die BCS der erfolgreichste Zertifizierungsanbieter zum Requirements Engineering weltweit
- Das INCOSE (International Council on Systems Engineering) verfügt über ein dreistufiges Zertifikatsschema für das → Systems Engineering:
- ASEP – Associate Systems Engineering Professional (Entry Level)
- CSEP – Certified Systems Engineering Professional (Foundation Level)
- ESEP – Expert Systems Engineering Professional (Senior Level)
Die GfSE (Gesellschaft für Systems Engineering e.V., German Chapter of INCOSE) hat für den ASEP einen deutschen Lehrplan entwickelt und vergibt das Zertifikat zum “Certified Systems Engineer (GfSE)”
- Das REQB (Requirements Engineering Qualifications Board) orientiert sich mit seinen vier Zertifikaten am IREB
- Das IQBBA (International Business Analysis Qualifications Board) orientiert sich mit seinen drei Zertifikaten am IREB
- Die Firma CloudCert bietet über ihr Agile Requirements Engineering Institute das Zertifikat “CARS – Certified Agile Requirements Specialist” an
- Das iSQI (International Software Quality Institute) ist mit einem Personenzertifikat zur agilen Business Analysis (“Certified Agile Business Analysis”) am Markt vertreten
3.3 Präsentationen, Literatur und Weblinks
3.3.1 Eigene Präsentationen
3.3.2 Literatur
In sind einige Basiswerke aufgeführt, die entweder einen Standard wiedergeben oder sich mit den Zertifizierungen im Requirements Engineering / der Business Analysis beschäftigen.
- /BAPG15/ Project Management Institute: Business Analysis For Practitioners: A Practice Guide, Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania 2015, ISBN 978–1‑62825–069‑5
- /BBG15/ International Institute of Business Analysis: A Guide to the Business Analysis Body of Knowledge (BABOK Guide), International Institute of Business Analysis, Marietta, Georgia 3rd Edition 2015, ISBN 978–1‑927584–02‑6
- /Pohl15/ Klaus Pohl, Chris Rupp: Basiswissen Requirements Engineering: Aus- und Weiterbildung nach IREB-Standard zum Certified Professional for Requirements Engineering – Foundation Level, dpunkt, Heidelberg 4. Auflage 2015, ISBN 978–3‑89864–771‑7
3.3.3 Weblinks
Informationen der Fachverbände finden sich hier:
- IREB – International Requirements Engineering Board (dt./engl.)
- IIBA –International Institute of Business Analysis (engl.)
- PMI – Project Management Institute (engl.)
4. Zertifizierungen rund um das Software Engineering
In Vorbereitung.
5. Zertifizierungen rund um Agilität und Scrum
Zu Scrum als bekannteste agile Methode gibt es seit 2002 einen Fachverband, die Scrum Alliance. Diese vergibt Zertifikate zu Scrum, die sich sehr erfolgreich am Markt platziert haben. Mit Scrum.org ist 2009 ein weiterer Fachverband gegründet worden; dieser bietet ebenfalls auf Scrum-Zertifizierungen an. Das PMI (Project Management Institute) als Fachverband für Projektmanagement hat seit 2012 ein eigenständiges Zertifikat zur Agilität (allgemein, nicht auf Scrum beschränkt) auf dem Markt.
Abbildung 5.1: Die Fachverbände zu Scrum und zur Agilität in der Übersicht
Die Scrum Alliance bietet inzwischen acht verschiedene Personenzertifikate an, Scrum.org sieben, wobei die Zertifizierungen zum → Scrum Master und zum → Product Owner bei beiden Fachverbänden mit Abstand am meisten nachfragt werden. Der PMI-ACP ist aufgrund der Vorgaben insbesondere für PMPler interessant; dennoch ist der PMI-ACP kein fachlicher Hauptschwerpunkt des PMI.
Abbildung 5.2: Die Scrum-Zertifikate der Fachverbände
Bei allen acht Zertifikaten der Scrum.org kommt der Begriff Scrum vor, bei der Scrum Alliance findet sich bei den drei zuletzt aufgeführten dieser Begriff nicht mehr.
5.1 Die Zertifizierungszahlen
Die Anzahl der Zertifizierungen zu Scrum ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt (Stand: 12/2015).
Abbildung 5.3: Scrum-Zertifizierungen – Anzahl weltweit
Die Scrum Alliance ist nach wie vor der größte Zertifizierungsanbieter zu Scrum und zur Agilität weltweit. Alle Anbieter verzeichnen in den letzten Jahren ein steigendes Wachstum der Neuzertifizierungen.
Anmerkungen:
- Die Scrum Alliance zählt (beim Scrum Master) die reinen Neuzertifikate, die durch den Besuch eines zweitägigen Kurses und anschließender (einfacher) Prüfung erlangt werden. Die Rezertifizierung erfolgt durch Zahlen einer Gebühr nach zwei Jahren, worauf viele Zertifizierte verzichten – daher könnte die Zertifikatsinhaberzahl deutlich niedriger sein als die hier angegebene Zahl an erteilten Zertifikaten
- Der PSM I von Scrum.org kann durch reines Ablegen einer Prüfung erlangt werden, ohne dass ein Kursbesuch erfolgt sein muss. Das Zertifikat ist lebenslang gültig und muss nicht rezertifiziert werden
- Sowohl bei der Scrum Alliance als auch bei Scrum.org wird die Prüfung online am eigenen Arbeitsplatz abgelegt; eine Trennung zwischen Zertifikats- und Prüfungsanbieter (wie von der ISO 17024 gefordert) ist zudem nicht gegeben
- Zur regionalen Verteilung (und der Resonanz in Deutschland) sind kann Aussagen der Fachverbände zu finden, allerdings kann man davon ausgehen, dass alle drei Zertifikate weltweit gleichermaßen verbreitet sind
- Ein Rechenbeispiel: Wurden 2015 mehr PMP- oder mehr Scrum-Zertifikate vergeben?
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob die PMP-Zertifizierung deutlich hinter der CSM-Zertifizierung liegt: Das Zahlenverhältnis (aus Tabelle 1.4 und 5.3) beträgt 55.297 zu 83.354. Jedoch kann man davon ausgehen, dass nur 25 % der PMPler, die ihr Zertifikat in 2015 hätten rezertifizieren müssen, dies auch getan haben. Also dürften in etwa 55.297 / 0,75 = 73.729 neue PMP-Zertifikate vergeben worden sein, was aber noch immer deutlich geringer als die 83.354 neuen CSM-Zertifikate in 2015 ist. Damit war die CSM-Zertifizierung in 2015 erfolgreicher als die PMP-Zertifizierung – was die Neuzertifizierungen angeht.
Betrachtet man den Zuwachs an Zertifizierungen und nimmt an, dass etwa nur 50 % der CSM-Zertifikate rezertifiziert werden, so liegt das PMP-Zertifikat in 2015 mit einem Zuwachs von 55.297 vor dem CSM-Zertifikat mit 41.677
5.2 Weitere Anbieter und Fachverbände
- Die Firma VME hat mit SCRUMstudy ein Programm auf dem Markt, welches acht Personenzertifikate zu Scrum anbietet:
- SFC – Scrum Fundamentals Certified
- SDC – Scrum Developer Certified
- SMC – Scrum Master Certified
- SAMC – SCRUMstudy Agile Master Certified
- SPOC – Scrum Product Owner Certified
- ESMC – Expert Scrum Master Certified
- SCT – SCRUMstudy Certified Trainer
- SCAC – Certified Agile Coach
- Das Agile Certification Institute (http://agilecertifications.org/index.php) war mit acht Personenzertifikaten zu Scrum und Agile auf dem Markt vertreten (1):
- AAP – Accredited Agile Practioner
- ASM – Accredited Scrum Master
- APO – Accredited Product Owner
- AAP – Accredited Scaled Agile Practioner
- AKP – Accredited Kanaban Practioner
- ALSP – Accredited → Lean Software Development Practioner
- CAA – Certified Agile Associate
- CSA – Certified Scrum Associate
- Die EuropeanScrum.org (http://www.europeanscrum.org/scrum-certifications.html) bietet fünf Personenzertifikate an (1):
- ESF – Expert Scrum Foundations
- ESM – Expert Scrum Master
- ESPO – Expert Scrum Product Owner
- ESC – Expert Scrum Coach
- ESTA – Expert Scrum Trainer
- Das Scrum Institute bietet folgende neun Zertifikate an:
- Scrum Master Accredited Certification
- Scrum Product Owner Accredited Certification
- Scrum Team Member Accredited Certification
- Scrum Coach Accredited Certification
- Scrum Trainer Accredited Certification
- Scaled Scrum Expert Accredited Certification
- Scrum Certification for Java Developer
- Scrum Certification for Web Developer
- Scrum Certification for Mobile App Developer
- Das International Consortium for Agile hat einige Personenzertifikate (insgesamt 20!) zu Scrum und Agile auf dem Markt im Angebot, die acht “Tracks” zugeordnet sind
- Die Firma EXIN bietet mit dem Agile Scrum Foundation (ASM) und Agile Scrum Master (ASF) zwei Personenzertifikate an
- Die Firma CloudCert bietet über ihr Agile Requirements Engineering Institute das Zertifikat “CARS – Certified Agile Requirements Specialist” an
- Die Firma Boris Gloger bietet im deutschsprachigen Raum zwei Personenzertifikate zu Scrum an:
- ScrumMaster Advanced
- Product Owner Advanced
- Über die in 2015 gegründete ITEMO – IT Education Management Organisation e.V. können drei Zertifizierungen (SCRUM Foundation, SCRUM Master, SCRUM Product Owner) beim TÜV Süd abgelegt werden
- Mit PRINCE2 Agile hat die im klassischen Projektmanagement etablierte Firma AXELOS ein eigenes Zertifikat auf dem Markt
- Die APMG bietet zwei Personenzertifikate an: AgilePM Foundation und AgilePM Practitioner
- Das iSQI (International Software Quality Institute) hat fünf Personenzertifikate mit agilen Inhalten im Angebot:
- Certified Agile Test Driven Development
- CAT – Certified Agile Tester
- CAE – Certified Agile Essential
- CABA – Certified Agile Business Analysis
- Certified Tester – Foundation Level Extension, Agile Tester
Die → Liste der Anbieter von agilen Zertifikaten könnte noch weiter fortgeführt werden, wobei dann die Frage der Relevanz gestellt werden müsste. Zudem werden Zertifikate, die eine Methode oder Ausrichtung wiedergeben (wie → Kanban, SAFe und andere) hier nicht gelistet.
5.3 Präsentationen, Literatur und Weblinks
5.3.1 Eigene Präsentationen
5.3.2 Literatur
In sind einige Basiswerke aufgeführt, die entweder einen Standard wiedergeben oder sich mit den Zertifizierungen zu Scrum oder zur Agilität auseinandersetzen.
- /Crowe16/ Andy Crowe: The PMI-ACP Exam: How to Pass on Your First Try, Velociteach, Kennesaw, Georgia 2nd Edition 2016, ISBN 978–0‑9909074–0‑4
- /Griffiths12/ Mike Griffiths: PMI-ACP Exam Prep, Rmc Publications, Burnsville, Minnesota 2012, ISBN 978–1‑932735–58‑1
- /Pröpper12/ Nils Pröpper: Agile Techniken für klassisches Projektmanagement. Qualifizierung zum PMI-ACP, mitp, Bonn 2012, ISBN 978–3‑8266–9222‑2
- /Rubin12/ Kenneth S. Rubin: Essential Scrum: A Practical Guide to the Most Popular Agile Process, Addison-Wesley Longman, Amsterdam 2012, ISBN 978–0‑13–704329‑3
- /Rubin14/ Kenneth S. Rubin: Essential Scrum: Die wesentlichen Aspekte von Scrum zum Lernen und Nachschlagen, mitp, Bonn 2014, ISBN 978–3‑8266–9047‑1
- /Verheyen13/ Gunther Verheyen: Scrum – A Pocket Guide, Van Haren Publishing, Zaltbommel, Netherlands 2013, ISBN 978–90-8753–720‑3
5.3.4 Weblinks
Informationen der Fachverbände finden sich hier:
Zudem sind folgende Weblinks interessant und wichtig:
- /#OS-Agile-Zerts-12/ Artikel von mir im OBJEKTspektrum 05/2012 (25.08.2012): “Agile Personen-Zertifizierungen: Möglichkeiten und Vergleiche”
- /Scrum-Guide/ Scrum Guide™, Website mit dem aktuellen Scrum Guide (von Ken Schwaber und Jeff Sutherland) in verschiedenen Sprachen
- /Scrum-Guide‑d/ Scrum Guide, deutsche Übersetzung des Scrum Guides /Scrum-Guide/
A. Anhang
A.1 Rezertifizierungen
Um ein erworbenes Zertifikat zu erhalten, muss dieses meistens aktiv alle 2 bis 5 Jahre (d.h. insbesondere durch Zahlung einer Gebühr) erneuert werden, nur wenige Zertifikate sind “lebenslang” gültig (Abbildung A.1). Zusätzlich muss dann teilweise erneut eine Prüfung abgelegt werden oder es müssen im Rezertifizierungszeitraum fachliche “Entwicklungspunkte” (beispielsweise durch Besuch von Fachtrainings) erlangt werden.
Abbildung A.1: Rezertifizierungsvarianten
A.2 Kopplung von Mitgliedschaft und Zertifizierung
Die Mitgliederzahlen der einzelnen Fachverbände sind stark unterschiedlich. Bei denjenigen Fachverbänden, die keine Mitgliedschaft oder nur eingeschränkte Mitgliedschaften anbieten, ist daher keine Kopplung zwischen Mitgliedschaft und Zertifizierung gegeben (Abbildung A.2). Bei den anderen Fachverbänden bietet eine kostenpflichtige Mitgliedschaft Vorteile (insbesondere Reduzierung der Prüfungs- und Rezertifizierungskosten), bei der Scrum Alliance ist sogar jeder Zertifikatsinhaber automatisch Mitglied.
Abbildung A.2: Kopplung von Mitgliedschaft und Zertifizierung
A.3 Trainings zur Zertifizierung
Um eine Zertifizierungsprüfung ablegen zu dürfen, müssen bei einigen Verbänden vorab verpflichtende Trainings absolviert werden (Abbildung A.3). Meistens gibt es dann akkreditierte Trainingsorganisationen, die durch die Fachverbände überprüft und zugelassen wurden. Sollte ein Training nicht verpflichtend für die Prüfungszulassung sein, so würden sich aber dennoch Vorteile ergeben, wenn ein Training bei einer akkreditierten Trainingsorganisation absolviert wird: im Allgemeinen wird dann die Prüfungsgebühr günstiger.
Abbildung A.3: Trainings zur Zertifizierung
A.4 Wer zertifiziert?
Die Zertifizierungsprüfungen werden entweder durch neutrale Prüfungsinstitute oder durch den Zertifikatserteiler selbst abgenommen (Abbildung A.4). Die entsprechenden Prüfungsinstitute sind in Klammern angegeben.
Abbildung A.4: Wer führt die Zertifizierungsprüfung durch?
(1) = Anmerkung: Dieses Zertifikat ist zurzeit (Stand: 03/2021) nicht mehr abrufbar.
Letzte Aktualisierung: 28.12.2016 © Peterjohann Consulting, 2005–2024