Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Ein Use Case (deutsch Anwendungsfall) beschreibt mit wenigen Elementen eine grobe Sicht auf Systeme im Requirements und → Software Engineering.
Es werden in diesem Beitrag die Use Cases beschrieben.
Use Cases sind ein “→ Standard”-Diagrammtyp der → UML / → Unified Modeling Language, welches sehr häufig eingesetzt werden kann. Da es nur wenige Elemente aufweist, kann es einfach und schnell eingesetzt werden.
Der Einsatz der Use Cases wird häufig in den Beschreibungen zum → Requirements Engineering erläutert.
1. Einleitung und Grundlagen
Generell besteht ein Use Case-Modell aus mehreren Use-Case-Spezifikationen und mehreren Use-Case-Diagrammen (Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Die Bestandteile eines Use-Case-Modells
1.1 Definitionen
Die deutsche Wikipedia unterscheidet zwischen Anwendungsfall, Anwendungsfall in der UML und Anwendungsfall-Diagramm (in der UML) und liefert entsprechend drei Definitionen.
Zum Anwendungsfall steht in der Wikipedia /#Wiki-Use-Case/:
“Ein Anwendungsfall (engl. use case) bündelt alle möglichen Szenarien, die eintreten können, wenn ein Akteur versucht, mit Hilfe des betrachteten Systems ein bestimmtes fachliches Ziel (engl. business goal) zu erreichen. Er beschreibt, was inhaltlich beim Versuch der Zielerreichung passieren kann und abstrahiert von konkreten technischen Lösungen. Das Ergebnis des Anwendungsfalls kann ein Erfolg oder Fehlschlag/Abbruch sein.”
Zum Anwendungsfall in der UML wird ausgeführt /#Wiki-Use-Case-UML/:
“Ein Anwendungsfall (engl. use case) ist ein Modellelement in der Unified Modeling Language (UML), einer Modellierungssprache für Software und andere Systeme.”
Das Anwendungsfalldiagramm (der UML) wird wie folgt beschrieben /#Wiki-Use-Case-Diagramm/:
“Ein Anwendungsfalldiagramm (engl. use case diagram), auch Nutzfalldiagramm, ist eine der Diagrammarten der Unified Modeling Language (UML), einer Sprache für die Modellierung der Strukturen und des Verhaltens von Software- und anderen Systemen. Es stellt Anwendungsfälle und Akteure mit ihren jeweiligen Abhängigkeiten und Beziehungen dar.”
Das → IIBA /BBG17‑d/ benennt den Zweck von Use Cases und Szenarien:
“Use Cases und Szenarien beschreiben, wie eine Person oder ein System mit der modellierten Lösung interagiert, um ein Ziel zu erreichen.”
Das IIBA /BBG17‑d/ schreibt zum Use-Case-Diagramm:
“Use-Case-Diagramm (use case diagram): Grafische Darstellung aus der UML (Unified Modeling Language) zur Abbildung aller Akteure und Use Cases eines bestimmten Systems oder Produkts.”
1.2 Abgrenzung zu anderen Diagrammtypen der UML
Use Cases sind aufgrund der Beschränkung auf nur wenige Elemente besonders einfach einsetzbar. Sie bilden häufig den Einstiegspunkt bei der Modellierung von Systemen.
1.3 Use-Case-Arten
Generell kann zwischen zwei Arten von Use Cases unterschieden werden: Zum einen die, die die Sichtweise des Business und zum anderen die, die die Sichtweise des Produkts wiedergegeben.
Abbildung 1.2: Arten von Use Cases
2. Die Elemente der Use-Case-Diagramme
Use-Case-Diagramme können folgende Elemente enthalten:
- Akteur: Dies sind die handelnde Person oder die handelnde Einheit (Teil- oder Fremdsystem)
- System: Das zu betrachtende System
- Use Case: Der Anwendungsfall
- Die (einfache) Beziehung
- Erweiterung (eines Use Cases)
- Inkludierung (eines Use Cases)
Abbildung 2.1: Die Notationselemente für Use-Case-Diagramme
Weitere Elemente gibt es in der Darstellung für die UML nicht.
3. Use Cases im Einsatz
Ein einfaches Beispiel eines Use-Case-Modells ist in Abbildung 3.1 dargestellt. Es geht um die Downloadbereich dieser Website. Dort werden für den Website-Besucher die einzelnen → Präsentationen aufgelistet (erster Use Case) und die Präsentationen können angesehen werden (zweiter Use Case).
Abbildung 3.1: Ein einfaches Beispiel eines Use-Case-Modells
Aus den Use Cases lassen sich dann (einfach) auch die Elemente des Glossars ableiten: Dies sind die Subjekte und Verben der Use Cases, also in diesem Fall “Präsentationen, auflisten, ansehen und herunterladen”.
3.1 Varianten der Use Cases
Es gibt Varianten von Use Cases, die spezielle Fälle betrachten.
Beispiele:
- Abuse Cases: Betrachten die (gezielt) falsche Anwendung eines Systems oder einer Komponente, so beispielsweise, wenn eine Schnittstelle genutzt wird, um ein System zu parametrieren, obwohl die Schnittstelle dafür nicht vorgesehen ist
- Confuse Cases: Beschreiben das Verhalten eines Systems bei fehlerhafter Eingabe
- Misuse Cases: Betrachten / Untersuchen die (gezielten) Missbrauchsszenarien eines Systems oder einer Komponente, so beispielsweise, was passiert, wenn man bewusst Daten in ein System gibt, um dieses zu hacken
Anmerkung:
Der → Business Case (Geschäftsfall) ist kein Use Case, sondern bewertet ein zu erstellendes System wirtschaftlich.
4. Generelle Regeln im Umgang mit Use Cases
Auch wenn es für die Verwendung von Use Cases keine Vorgaben gibt, so empfiehlt es sich, einige Grundregeln zu beachten. Diese sind beispielsweise:
- Versuchen Sie, die Use-Case-Darstellungen einfach zu gestalten, insbesondere, indem Sie die Anzahl der Elemente (Use Cases) beschränken
- Nutzen Sie für die Beschreibung entweder die Use-Case-Spezifikationen oder die Use-Case-Diagramme, aber nicht beides
- Hruschka /Hruschka19/ empfiehlt, Include-Beziehungen nur für mehrfach genutzte Use Cases zu verwenden
5. Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ) zu den Use Cases
Einige Fragen zu den Use Cases werden häufig gestellt – diese werden hier wiedergegeben.
- F: Kann man die Use Cases auch für die Kommunikation mit Nicht-ITlern (Fachbereiche) verwenden?
A: Generell sind Use Cases “einfach” zu lesen und zu verstehen. Dennoch kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle Fachbereichsmitarbeiter Use Cases verstehen. - F: Wenn man → Requirements Engineering ernsthaft betreiben möchte: Muss man dazu Use Cases kennen?
A: Ja. Das Use-Case-Diagramm sollte man auf jeden Fall kennen. - F: Können Use Cases in einem Projekt weiterverwendet / mehrfach genutzt werden?
A: Ja. Auf der Basis von Use Cases können Test Cases entwickelt werden.
Haben Sie noch weitere Fragen oder möchten Sie Ergänzungen an der FAQ vornehmen? Am besten schreiben Sie mir hierzu eine E‑Mail an: kontakt@peterjohann-consulting.de.
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
Use Cases werden in meiner Präsentation zum Requirements Engineering kurz erwähnt.
Inhalt | Typ |
---|---|
Requirements Engineering (und Business Analysis) – Eine Einführung (RE-Basispräsentation) |
Use Cases werden in der Regel in den Werken zur UML beschrieben / behandelt. Eigenständige Bücher zu den Use Cases gibt es kaum. Diese Bücher beschreiben (in Teilen) die UML und die SysML oder deren Verwendung im RE-Kontext:
- /BBG15/ IIBA: A Guide to the → Business Analysis Body of Knowledge (BABOK Guide), International Institute of Business Analysis, Marietta, Georgia 3rd Edition 2015, ISBN 978–1‑927584–02‑6
- /BBG17‑d/ IIBA: BABOK v3: Leitfaden zur Business-Analyse BABOK Guide 3.0, Dr. Götz Schmidt, Wettenberg 2017, ISBN 978–3‑945997–03‑1
- /Hruschka19/ Peter Hruschka: → Business Analysis und Requirements Engineering: Prozesse und Produkte nachhaltig verbessern, Hanser, München 2. Auflage 2019, ISBN 978–3‑446–45589‑4
- /BBG17‑d/ IIBA: BABOK v3: Leitfaden zur Business-Analyse BABOK Guide 3.0, Dr. Götz Schmidt, Wettenberg 2017, ISBN 978–3‑945997–03‑1
- /IREB21/ siehe /Pohl21/
- /Kecher17/ Christoph Kecher, Alexander Salvanos, Ralf Hoffmann-Elbern: UML 2.5: Das umfassende Handbuch, Rheinwerk, Bonn 6. Auflage 2017, ISBN 978–3‑8362–6018‑3
- /Oestereich13/ Bernd Oestereich, Axel Scheithauer: Analyse und Design mit der UML 2.5. Objektorientierte → Softwareentwicklung, De Gruyter Oldenbourg, München 11. Auflage 2013, ISBN 978–3‑486–72140‑9
- /Oestereich21/ Bernd Oestereich, Axel Scheithauer: Analyse und Design mit der UML 2.5.1. Objektorientierte Softwareentwicklung, De Gruyter Oldenbourg, München 12. Auflage 2021, ISBN 978–3‑11–062621‑6
- /PMG-BA17/ Project Management Institute: The → PMI Guide to Business Analysis, Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania 2017, ISBN 978–1‑62825–198‑2
- /Pohl21/ auch /IREB21/ Klaus Pohl, Chris Rupp: Basiswissen Requirements Engineering: Aus- und Weiterbildung nach → IREB-Standard zum Certified Professional for Requirements Engineering Foundation Level, dpunkt, Heidelberg 5. Auflage 2021, ISBN 978–3‑86490–814‑9
- /Rupp12/ Chris Rupp, Stefan Queins: UML 2 glasklar. Praxiswissen für die UML-Modellierung, Hanser, München 4. Auflage 2012, ISBN 978–3‑446–43057‑0
- /Rupp20/ Chris Rupp: Requirements-Engineering und ‑Management. Das Handbuch für Anforderungen in jeder Situation, Hanser, München 7. Auflage 2020, ISBN 978–3‑446–45587‑0
- /Weilkiens14/ Tim Weilkiens: → Systems Engineering mit SysML/UML. Anforderungen, Analyse, Architektur, dpunkt, Heidelberg, 3. Auflage 2014, ISBN 978–3‑86490–091‑4
Folgende Weblinks liefern weitere Informationen zur UML (und zur SysML):
- /IIBA/ IIBA – International Institute of Business Analysis: Website
- /IREB/ IREB – International Requirements Engineering Board: Website (deutsche Fassung)
- /OMG-UML/ OMG – Object Management Group: Webseite zur UML
- /#OMG-UML-Spec/ OMG – Object Management Group: Specification der UML, Version 2.5.1 vom Dezember 2017 (englisch, pdf-Datei, 754 Seiten)
- /#Wiki-UML/ Unified Modeling Language in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-Use-Case/ Anwendungsfall in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-Use-Case-Diagramm/ Anwendungsfalldiagramm in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-Use-Case-UML/ Anwendungsfall der UML in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-SysML/ Systems Modeling Language in der deutschen Wikipedia
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
/#V/ Verweis auf ein Video auf einer Website
Letzte Aktualisierung: 26.04.2021 © Peterjohann Consulting, 2005–2024