Die MoSCoW-→ Priorisierung (engl. MoSCoW prioritization; auch MuSCoW-Priosierung) ist eine Priorisierungstechnik für einzelne Anforderungen (im → Requirements Engineering), die eine Verpflichtung zur Umsetzung vorgibt. Das Akronym MoSCoW steht für folgende vier unterschiedliche Stufen:
- Must have / Muss: Diese Anforderung muss unbedingt umgesetzt werden
- Should have / Sollte: Diese Anforderung sollte umgesetzt werden, könnte aber entfallen, wenn keine Ressourcen vorhanden sind
- Could have / Könnte: Diese Anforderung könnte umgesetzt werden, wenn noch Ressourcen dafür vorhanden sind
- Won’t have / Nicht notwendig: Diese Anforderung muss (derzeit) nicht umgesetzt werden und ist damit “Out of Scope”
Abbildung 1 stellt die vier Eigenschaften zusammenfassend dar.
Abbildung 1: Die vier Stufen der MoSCoW-Priorisierung
Im praktischen Einsatz werden die Anforderungen (einzeln) nach diesen Kriterien überprüft. In der Regel geschieht dies durch Abstimmungen oder Abstimmungsrunden mit den Stakeholdern. Die Problematik bei der Umsetzung besteht darin, die Interessen der → Stakeholder zu berücksichtigen und gleichzeitig eine Verteilung für die Anforderungen zu erhalten, sodass nicht alle Anforderungen mit “Must” charakterisiert sind.
Anmerkungen:
- In der Praxis werden bevorzugt die englischen Begriffe verwendet
- Auch wenn sich die MoSCoW-Priorisierung auf alle Arten von Anforderungen bezieht, wird sie bevorzugt bei → User Stories im agilen Kontext eingesetzt
- Die vier MoSCoW-Kriterien finden sich im → Requirements Engineering bei den → Satzschablonen wieder
- Zur Ermittlung / Einschätzung kann auch das → Kano-Modell herangezogen werden
- Generell könnte auch ein weiteres Kriterium für “abgelehnte” Anforderungen hinzugenommen werden, welches dazu dient, endgültig verworfene Anforderungen zu notieren
Ähnliche Priorisierungsschemata:
- Bei → Satzschablonen werden ähnliche Priorisierungsschemata eingesetzt, ist der Regel “Muss, Sollte, Wird”
- Eine Übersicht zur → Verbindlichkeit der Schlüsselwörter “Muss, Sollte, Wird” findet sich in dem Beitrag → Die Verbindlichkeit von Anforderungen und Zielen
- In technischen Kontext werden die RFC-2119-Vorgaben eingesetzt /#IETF-RFC2119/. Diese verwenden für Requirements vier Schlüsselwörter, die zur Verdeutlichung in Großbuchstaben geschrieben werden. Dies sind:
- MUST (oder auch REQUIRED oder SHALL) bezeichnet Requirements, die unbedingt umgesetzt werden müssen
- MUST NOT (oder auch SHALL NOT) bezeichnet Requirements, die keinesfalls umgesetzt werden dürfen
- SHOULD (oder auch RECOMMENDED) bezeichnet Requirements, deren Umsetzung zwar empfohlen wird, aber deren Auswirkungen noch nicht abschließend geklärt sind
- SHOULD NOT (oder auch NOT RECOMMENDED) bezeichnet Requirements, deren Umsetzung zwar nicht empfohlen wird, aber deren Auswirkungen noch nicht abschließend geklärt sind
- (MAY und OPTIONAL werden in der RFC 2119 zwar erwähnt, aber nicht beschrieben)
Weblinks
- /#IETF-RFC2119/ Internet Engineering Task Force (IETF): RFC 2119: Key words for use in RFCs to Indicate Requirement Levels aus dem Jahr 1997 (txt-Datei, englisch, 3 Seiten)
- /#Wiki-MoSCoW-Priorisierung/ MoSCoW-Priorisierung in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-MoSCoW-method/ MoSCoW method in der englischen Wikipedia
Legende zu den Weblinks
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Letzte Aktualisierung: 24.02.2022 © Peterjohann Consulting, 2005–2024