Um die rechtliche Verbindlichkeit von Anforderungen und Zielen zu erfassen, werden in der Regel Schlüsselwörter in Sätzen (häufig über → Satzschablonen) verwendet.
In diesem Beitrag werden die Schlüsselwörter aus der Literatur und in den Normen gegenübergestellt.
1. Einleitung und Grundlagen
Um die rechtliche Verbindlich einer Anforderung oder eines Ziels festzulegen, werden Schlüsselwörter benutzt. Bei der Verwendung von Anforderungs- oder Satzschablonen sind diese Schlüsselwörter von zentraler Bedeutung.
Ein mögliches Schema zur Einordnung der rechtlichen Verbindlichkeiten mit drei Schlüsselwörtern ist in Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung 1: Schlüsselwörter und deren rechtliche Verbindlichkeit
1.1 Exkurs: Satzschablonen
Die rechtliche Verbindlichkeit ist besonders bei Satzschablonen wichtig (Abbildung 2), da sie den Kern der Formulierung einer Anforderung bilden.
Abbildung 2: Die → Satzschablone
2. Die Schlüsselwörter in der Literatur
In der Literatur werden Schlüsselwörter zur Festlegung der Verbindlichkeit häufig benannt. In der nachfolgenden Tabelle sind die Schlüsselwörter einiger Autoren sowie Normen und Standards gegenübergestellt. In der ersten Spalte wird der Grad der Verbindlichkeit (von “Verbindlich” bis “Nicht erlaubt”) angegeben und in der zweiten Spalte die dazugehörigen Punkte (von “5” bis “-1”). In den weiteren Spalten finden sich die entsprechenden Schlüsselwörter beo den einzelnen Autoren sowie Normen und Standard — die entsprechenden Verweise finden sich im Anhang.
Grad | Pkte | Pohl21 | Rupp20 | Rupp20 | Ebert22 | Hruschka19 | Hruschka19 | → IREB-23 | IREB-Hand | IREB-Hand | ISO 29118 | Gilb05 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Verbindlich / Obliagtorisch | 5 | muss | muss | shall | muss | muss, soll | shall | - | muss | shall | shall | - |
Wenn möglich / Stark erwünscht | 4 | sollte | sollte | should | soll | sollte | should | - | sollte | should | should | - |
Bei Restkapazität / Vorschlag | 3 | wird | wird | will | wird | - | (will) | - | kann | may | may | - |
Zukünftig | 2 | kann | - | - | - | - | - | - | - | - | will | - |
Sonstiges | 0 | - | - | - | - | - | - | - | wird | will | will | - |
Nicht erlaubt | -1 | - | darf nicht | - | - | - | - | - | - | - | - | - |
Auffällig ist, dass die Autoren teilweise leicht voneinander abweichen.
3. Tipps zu praktischen Einsatz
Folgende Tipps zum praktischen Einsatz können abgegeben werden:
- Achten Sie bei der Beschreibung von Anforderungen auf die richtigen Schlüsselwörter
- Verwenden Sie im Zweifel Verbindlichkeitsstufen mit einem Punktesystem (-1 bis 5)
- Besprechen Sie die Verwendung der Schlüsselwörter mit allen Beteiligten vorab. Insbesondere bei internationalen → Teams muss darauf geachtet werden, dass zwischen muss/soll (= shall) und sollte (= should) unterschieden wird
Zu den Verbindlichkeitsstufen:
- Bei einigen Organisationen dürfen nur “verbindliche Anforderungen” erfasst werden
- Um in einem Umsetzungsprojekt steuern (über Prioriierung) zu können, müssen neben “verbindlichen Anforderungen” auch andere erfasst werden. Wenn jedoch → Stakeholder zur Verbindlichkeit von selbstgenannten Anforderungen immer den Wert “verbindlich” angeben, fällt die Möglichkeit der Steuerung weg
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
In folgenden Büchern werden als Teilaspekt die rechtliche Verbindlichkeit erläutert:
- /Ebert22/ Christof Ebert: Systematisches → Requirements Engineering. Anforderungen ermitteln, dokumentieren, analysieren und verwalten, dpunkt, Heidelberg 7. Auflage 2022, ISBN 978–3‑86490–919‑1
- /Gilb05/ Tom Gilb: Competitive Engineering: A Handbook for → Systems Engineering, Requirements Engineering, and → Software Engineering Using Planguage, Butterworth-Heinemann, Burlington, Massachusetts 2005, ISBN 978–0‑7506–6507‑0
- /Hruschka19/ Peter Hruschka: → Business Analysis und Requirements Engineering: Prozesse und Produkte nachhaltig verbessern, Hanser, München 2. Auflage 2019, ISBN 978–3‑446–45589‑4
- /IREB21/ siehe /Pohl21/
- /Pohl21/ auch /IREB21/ Klaus Pohl, Chris Rupp: Basiswissen Requirements Engineering: Aus- und Weiterbildung nach IREB-Standard zum Certified Professional for Requirements Engineering Foundation Level, dpunkt, Heidelberg 5. Auflage 2021, ISBN 978–3‑86490–814‑9
- /Rupp20/ Chris Rupp: Requirements-Engineering und ‑Management. Das Handbuch für Anforderungen in jeder Situation, Hanser, München 7. Auflage 2020, ISBN 978–3‑446–45587‑0
Auf folgende Weblinks wird hier Bezug genommen:
- /IREB-23/, /#IREB-23/, /#IREB-CPRE-FL-23/ IREB – International Requirements Engineering Board: Lehrplan / Syllabus zum CPRE-FL, Version 3.1.1 vom März 2023 (deutsch, pdf-Datei, 50 Seiten)
- /#IREB-→ Glossar-22/ IREB – International Requirements Engineering Board: Glossar des IREB, Version 2.0.2 vom Juli 2022 (deutsch, englisch, pdf-Datei, 54 Seiten)
- /#IREB-CPRE-FL-Handbuch-23/ IREB – International Requirements Engineering Board: Handbuch für das CPRE Foundation Level nach dem IREB-Standard, Version 1.1.1 vom März 2023 (deutsch, pdf-Datei, 158 Seiten)
- /ISO29148/ ISO 29148: Übersichtsseite der ISO zur Normenreihe 29148 (englisch)
- /#Rupp-RE-MASTeR-Brsch-16/ Chris Rupp (Fa. Sophist): “Schablonen für alle Fälle”, 3. Auflage 2016
- /#Rupp-RE-MASTeR-Plakat-19/ Chris Rupp (Fa. Sophist): Plakat zu den Satzschablonen
- /Rupp-Wissen-For-Free/ Chris Rupp (Fa. Sophist): Webseite mit einigen Broschüren und Postern rund um das RE
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (generell)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Buch-Ergänzung dient
/#/ Verweis auf einzelnes Thema auf einer Website
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Letzte Aktualisierung: 28.05.2023 © Peterjohann Consulting, 2005–2023