Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Die nationale → Normenreihe DIN 69900 ff. (“→ Projektmanagement”) ist die einzige deutsche Normenreihe, die sich ausschließlich mit dem Projektmanagement (und mit dem Multiprojektmanagement) beschäftigt.
In diesem Beitrag wird die Normenreihe DIN 69900 ff. mit den wesentlichen Elementen beschrieben.
Die Normenreihe DIN 69900 ff. beschreibt in knapper Form, aus welchen Elementen ein → Projektmanagementsystem besteht. Schwerpunkt ist dabei die Verwendung von Prozessen. Die DIN 69900 ff. ist die Grundlage für die Lehrbücher und den Lehrplan der Gesellschaft für Projektmanagement /GPM16, GPM19/.
Die Beschreibungen in der DIN 69900 ff. sind nicht trivial. In dieser Ausarbeitung wird daher versucht, eine schnelle Überblicksdarstellung zu bieten.
1. Einleitung und Grundlagen
1.1 Aufbau und Teilnormen
Dir Normenreihe DIN 69900 ff. besteht aus folgenden Teilen:
- 69900: “Projektmanagement – Netzplantechnik; Beschreibungen und Begriffe”;
- 69901: “Projektmanagement – Projektmanagementsysteme”:
- Teil 1: “Grundlagen”,
- Teil 2: “Prozesse, Prozessmodell”
- Teil 3: “Methoden”
- Teil 4: “Daten, Datenmodell”
- Teil 5: “Begriffe”
- 69909: “Multiprojektmanagement – Management von Projektportfolios, Programmen und Projekten”:
- Teil 1: “Grundlagen”
- Teil 2: “Prozesse, Prozessmodell”
- Teil 3: “Methoden”
- Teil 4: “Rollen”
In diesem Beitrag wie auch häufig in der Literatur wird zwar von der Normenreihe “DIN 69900 ff.” gesprochen, gemeint ist aber lediglich die → Norm 69901 mit ihren 5 Teilnormen (Abbildung 1.1). Die DIN 69900 beschreibt ausschließlich die Netzplantechnik, die aber inzwischen nur noch geringe Bedeutung hat. Die Norm 69909 mit ihren 4 Teilnormen ist auf Multiprojektmanagement fokussiert und bildet damit einen Oberbau für die DIN 69901.
Abbildung 1.1: Der Zusammenhang der Teilnormen der Normenreihe DIN 69900 ff.
Der Zusammenhang der DIN 69901 mit den 5 Teilnormen ist in Abbildung 1.2 dargestellt. Die zentrale und umfangreichste → Teilnorm DIN 69901–2 beschäftigt sich mit den Prozessen (auch als Projektmanagementprozesse bezeichnet) im Projektmanagement, alle vier anderen Teilnormen ergänzen die DIN 69901–2.
Abbildung 1.2: Die Teilnormen der DIN 69901 im Zusammenhang /DIN25/
Generell gruppieren sich die Unternehmensprozesse nach der DIN 69901 in einem Prozesshaus (Abbildung 1.3). Bei der DIN 69901 werden dabei vier Unternehmensprozesse / Unternehmensprozessgruppen benannt:
- Wertschöpfungsprozesse
- Unterstützungsprozesse
- Projektmanagementprozesse
- Führungsprozesse
Die Projektmanagementprozesse gliedern sich in die Unternehmensprozesse ein.
Abbildung 1.3: Das Prozesshaus der DIN 69901 /DIN25/
1.2 Gültigkeit und Relevanz für Fachverbände
Die gesamte Normenreihe 69901 ff. ist noch immer gültig (Stand: 09/2025) und bildet eine zentrale Basis für die Betrachtungen der → GPM (Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement) und deren Literatur /GPM16, GPM19/.
1.3 Umfang und Einteilung
Folgende Teilnormen gehören zur Normenreihe DIN 69900 ff.:
Normblatt | Titel deutsch | Titel englisch | Seiten |
---|---|---|---|
DIN 69900:2009–01 | Projektmanagement – Netzplantechnik; Beschreibungen und Begriffe | Project management – Project network techniques; Descriptions and concepts | 30 |
DIN 69901–1:2009–01 | Projektmanagement – Projektmanagementsysteme – Teil 1: Grundlagen | Project management – Project management systems – Part 1: Fundamentals | 10 |
DIN 69901–2:2009–01 | Projektmanagement – Projektmanagementsysteme – Teil 2: Prozesse, Prozessmodell | Project management – Project management systems – Part 2: Processes, process model | 52 |
DIN 69901–3:2009–01 | Projektmanagement – Projektmanagementsysteme – Teil 3: Methoden | Project management – Project management systems – Part 3: Methods | 10 |
DIN 69901–4:2009–01 | Projektmanagement – Projektmanagementsysteme – Teil 4: Daten, Datenmodell | Project management – Project management systems – Part 4: Data, data model | 42 |
DIN 69901–5:2009–01 | Projektmanagement – Projektmanagementsysteme – Teil 5: Begriffe | Project management – Project management systems – Part 5: Concepts | 20 |
DIN 69909–1:2013–03 | Multiprojektmanagement – Management von Projektportfolios, Programmen und Projekten – Teil 1: Grundlagen | Multi Project Management –Management of project portfolios, programmes and projects – Part 1: Fundamentals | 12 |
DIN 69909–2:2013–03 | Multiprojektmanagement – Management von Projektportfolios, Programmen und Projekten – Teil 2: Prozesse, Prozessmodell | Multi Project Management –Management of project portfolios, programmes and projects – Part 2: Processes, process model | 16 |
DIN 69909–3:2015–11 | Multiprojektmanagement – Management von Projektportfolios, Programmen und Projekten – Teil 3: Methoden | Multi Project Management – Management of project portfolios, programmes and projects – Part 3: Methods | 13 |
DIN 69909–4:2015–11 | Multiprojektmanagement – Management von Projektportfolios, Programmen und Projekten – Teil 4: Rollen | Multi Project Management – Management of project portfolios, programmes and projects – Part 4: Roles | 10 |
Anmerkung:
Einige Teile der DIN sind inzwischen (Stand: 09/2025) nicht mehr gültig, der Kern jedoch weiterhin.
2. Die Prozessuntergruppen und die Projektmanagementphasen
Die DIN 69901–5:2009 /DIN25/ ordnet alle Themen des Projektmanagements elf “Prozessuntergruppen” zu. Die elf Prozessuntergruppen sind (Abbildung 2.1):
- Ablauf und Termine
- Änderungen
- Information / Kommunikation / Dokumentation
- Kosten und Finanzen
- Organisation
- → Qualität
- Ressourcen
- Risiko
- Projektstruktur
- Verträge und Nachforderungen
- → Ziele
Abbildung 2.1: Die Prozessuntergruppen der DIN 69901
Generell sollten bei einem Projekt alle Prozessuntergruppen betrachtet werden.
Anmerkung:
Die Unterteilung des Projektmanagements mit 11 Prozessuntergruppen nach der DIN 69901 ist ähnlich der Unterteilung beim → PMI mit den 10 Wissensgebieten /PBG17‑d/.
Neben den Prozessuntergruppen benennt die DIN 69901 folgende fünf Projektmanagementphasen (Abbildung 2.2):
- Initialisierung (I): Das Projekt wird initialisiert, die wesentlichen Voruntersuchungen werden durchgeführt
- Definition (D): Das Projekt wird definiert, die Eckpunkte werden benannt
- Planung (P ): Das Projekt wird geplant, es werden ein → Projektstrukturplan und weitere Pläne erstellt
- Steuerung (S): Das Projekt wird gesteuert, die Umsetzung der → Arbeitspakete wird controllt (überwacht und gesteuert)
- Abschluss (A): Das Projekt wird zum Abschluss gebracht
Abbildung 2.2: Die Projektmanagementphasen der DIN 69901
Bei der DIN fehlt die ansonsten häufig zu findende Phase “Ausführung” (oder Durchführung, → Realisierung, Umsetzung) — diese ist in der Steuerung integriert.
Der Zusammenhang von Prozessgruppen, Projektmanagementprozesse (als Gruppe), Prozessuntergruppen (in Projekten), Projektmanagementphasen und Projektmanagementprozessen ist in Abbildung 2.3 wiedergegeben. Den 11 Prozessuntergruppen sind insgesamt 59 → Projektprozesse zugeteilt, die wiederum 5 Projektmanagementphasen zugeordnet werden.
Abbildung 2.3: Von den Prozessgruppen zu den Projektmanagementprozessen
Die Zuordnung der einzelnen Projektmanagementprozesse zu Prozessuntergruppen und Projektmanagementphasen findet sich auch beim PMI /PBG17‑d, PMI-Process-Groups23‑d/. Dort werden Prozessuntergruppen jedoch → Wissensgebiete genannt und die Projektmanagementphasen werden als Projektmanagement-Prozessgruppen bezeichnet.
Kombiniert man die 11 Prozessuntergruppen mit den 5 Projektmanagementphasen und ordnet die 59 Projektprozesse zu, so zeigt sich die Verteilung der einzelnen Prozesse (Abbildung 2.4, die blauen Zahlen geben die Anzahl der Prozesse wieder).
Abbildung 2.4: Zuordnung der Prozessuntergruppen zu den Projektmanagementphasen nach DIN 69901
3. Die Prozesse in der DIN 69901
Aus den 59 Projektprozessen der DIN 69901–5:2009 können für einzelne Projekte diejenigen Projektprozesse ausgewählt werden, die zum Einsatz kommen sollen. Dabei benennnt die DIN 14 Prozesse, in allen Projekten durchlaufen werden müssen und fasst sie 14 als “Mindeststandard” zusammen. Reiht man diese aneinander, so ergibt sich ein Ablauf, der die wesentlichen Aspekte eines Projekts abdeckt: Diese Reihung kann zusammenfassend als “die 14 Minimalprozesse” bezeichnet werden (Abbildung 3.1).
Abbildung 3.1: Die 14 Minimalprozesse der DIN 69901
Die Projektmanagementprozesse haben eine eindeutige Kennzeichnung, die sich aus dem ersten Buchstaben der entsprechenden PM-Phase, der Kardinalnummer der Untergruppe und einer Unternummer zusammensetzt. So bedeutet “D.11.1” das der Prozess “Ziele definieren” zur → Projektphase “Definition” gehört und der → Prozessuntergruppe “11 / Ziele” zugeordnet ist. In dieser Zuordnung ist “Ziele definieren” der erste Prozess.
In Abbildung 3.2 sind die 14 Minimalprozesse der DIN 69901 den → Projektphasen der DIN zugeordnet. Es ergibt sich ein eigenständiges, minimales Phasenmodell, welches bereits so zur Projektdurchführung oder auch als Grundgerüst für eigene Phasenmodelle verwendet werden kann.
Abbildung 3.2: Die 14 Minimalprozesse der DIN 69901 mit Meilensteinen
Die einzelnen Prozesse werden in der DIN 69901 jeweils über ein Datenblatt beschrieben, welches den immer gleichen formalen Aufbau hat (Abbildung 3.3) und folgende sieben Elemente erfasst:
- Vorgängerprozesse
- Nachfolgerprozesse
- Zweck und Hintergrund
- Prozessbeschreibung (Vorgehen)
- Input
- PM-Methoden
- → Output
Abbildung 3.3: Vorlage zur Erfassung von DIN-Prozessen
In Abbildung 3.4 ist beispielhaft die Prozessbeschreibung des DIN-Prozesses “D.8.3 Machbarkeit bewerten” dargestellt. Eine solche Darstellung ist auch für alle anderen 58 Prozesse in der DIN 69901–2 zu finden.
Abbildung 3.4: Der DIN-Prozess “D.8.3 Machbarkeit bewerten”: Prozessbeschreibung
4. Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ) zur Normenreihe DIN 69900 ff.
Einige Fragen zur Normenreihe DIN 69900 ff. werden häufig gestellt – diese werden hier wiedergegeben und beantwortet.
- F: Kann man sich nach der DIN 69900 ff. zertifizieren lassen?
A: Nein, das geht explizit nicht — weder als Einzelperson, noch als Organisation. - F: Ist die “alte” DIN 69900 ff., also vor 2009 noch gültig?
A: Nein. Die DIN 69900 ff. löst alle alten Versionen vor 2009 ab. - F: Ist die IN 69900 ff. heute noch relevant?
A: Ja. Die Normenreihe ist im deutschen Sprachraum, insbesondere bei der GPM eine Grundlage und daher relevant.
Haben Sie noch weitere Fragen oder möchten Sie Ergänzungen an der FAQ vornehmen? Am besten schreiben Sie mir hierzu eine E‑Mail an: kontakt@peterjohann-consulting.de.
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
A.1 Präsentationen
In der Ausarbeitung → Zertifizierungen & Normen im Projektmanagement ist ein Kapitel mit der Beschreibung zur Normenreihe DIN 69900 ff. enthalten.
Inhalt | Typ |
---|---|
Projektmanagement: Zertifizierungen & Normen – Eine Übersicht | |
A.2 Literatur
- /DIN25/ DIN: Projektmanagement. Netzplantechnik und Projektmanagementsysteme. DIN-Taschenbuch 472, DIN Media, Berlin 5. Auflage 2025, ISBN 978–3‑410–38743‑5
- /GPM16/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3), GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 8. Auflage 2016, ISBN 978–3‑924841–74‑4
- /GPM19/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM4), GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 2019, ISBN 978–3‑924841–77‑5
- /PBG17‑d/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania Sechste Ausgabe 2017, ISBN 978–1‑62825–188‑3
- /PMI-Process-Groups23‑d/ Project Management Institute: Prozessgruppen. Ein Praxisleitfaden, Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania 2023, ISBN 978–1‑62825–796‑0
A.3 Weblinks
- /DIN-69900/ DIN 69900:2009–01: “Projektmanagement — Netzplantechnik; Beschreibungen und Begriffe”: Übersichtsseite
- /DIN-69901–1/ DIN 69901–1:2009–01: “Projektmanagement — Projektmanagementsysteme — Teil 1: Grundlagen”: Übersichtsseite
- /DIN-69901–2/ DIN 69901–2:2009–01: “Projektmanagement — Projektmanagementsysteme — Teil 2: Prozesse, Prozessmodell”: Übersichtsseite
- /#Wiki-DIN-69900/ DIN 69900 in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-DIN-69901/ DIN 69901 in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-DIN-69909/ DIN 69909 in der deutschen Wikipedia
Letzte Aktualisierung: 10.09.2025 © Peterjohann Consulting, 2005–2025