Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Projekte können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden. Hierdurch ist es möglich, ein geeignetes Vorgehen für ein einzelnes Projekt auszuwählen.
In diesem Beitrag werden einige Klassifikationen vorgestellt.
Durch die Klassifikation von Projekten können eigene → Vorhaben oder Projekte eingeordnet werden. Dadurch können → Aufwände, Kosten oder Risiken grob eingeschätzt werden.
Was abgeleitet werden kann:
- Organisationsstruktur
- Vorgehens- / Phasenmodell
- Notwendige Dokumente
- Aufwände
- Dauern
- Risiken
- Kosten
- Notwendige Skills / notwendiges Know-how der einzelnen Mitarbeiter
Vorabbemerkung:
Ein erfahrener → Projektmanager nimmt Klassifizierungen automatisch vor, meistens jedoch implizit.
1. Einleitung und Grundlagen
In diesem Abschnitt wird zunächst eine Definition zur Klassifizierung vorgestellt.
1.1 Definition
Wysocki /Wysocki19/ benennt den Nutzen der Klassifikation / Klassifizierung:
“Projektklassifizierungen dienen zur Ermittlung der geeigneten Methoden und Vorgehensweisen.”
Zur Klassifikation von Projekten können verschiedene Kriterien herangezogen werden. Typische Kriterien sind (Abbildung 1.1):
- Klassische Kriterien wie Risiko, Geschäftsbedeutung, → Dauer, → Komplexität, Kosten
- Sammelkriterien wie “A‑, B- oder C‑Projekt” oder echtes / kein echtes Projekt
- Projekttypen wie Software‑, Personalentwicklungs‑, Investitions‑, F&E- (Forschung und Entwicklung) oder Organisationsprojekte
Abbildung 1.1: Klassifikationsmöglichkeiten (inspiriert durch /Wysocki19/)
Sprachliche Anmerkungen:
- Klassifikation und Klassifizierung wird häufig gleichgesetzt. Genau betrachtet ist die Klassifizierung der Vorgang und die Klassifikation das Ergebnis der Klassifizierung. Hier wird bevorzugt Klassifikation verwendet
- “Projektart” ist ein Universalbegriff, der generell zur Einordnung von Projekten genutzt werden kann. Alternativ kann auch der Begriff “Projekttyp” genutzt werden
1.2 Klassische Kriterien
In der nachfolgenden Abbildung 1.2 sind einige klassische Kriterien – hier als Dimensionen bezeichnet – für Projekte gegenübergestellt. Die daraus abgeleiteten Projektarten sind in der ein oder anderen Form häufig in der Literatur zu finden.
Abbildung 1.2: Klassifikationsschema nach → GPM /GPM16/: “Dimension, Leitfragen und Projektarten”
1.3 Sammelkriterien
In Abbildung 1.3 sind einige Kriterien für A‑, B- und C‑Projekte gegenübergestellt.
Abbildung 1.3: Klassifikationsschema für A‑, B‑, C‑Projekte
Dieses einfache Schema kann schnell zur Ersteinschätzung verwendet werden.
1.4 Projektarten
In Abbildung 1.4 sind Projektarten (nach Inhalt) mit einigen Beispielen wiedergegeben.
Abbildung 1.4: Die Projektarten (nach Inhalt)
2. Weitere Klassifikationsansätze
Viele Unternehmen bewegen sich in einem definierten Aufgaben- und → Projektumfeld – hat beispielsweise ein Bauunternehmen bislang erfolgreich Einfamilienhäuser eines Typs erstellt (“Routineprojekte”), so ist hierüber noch lange nicht gewährleistet, dass andere Gebäudetypen erstellt werden können – aus Sicht des Bauunternehmens ergeben sich daher Potenzial- oder Pionierprojekte.
Abbildung 2.1: Die Projektarten (nach Risiko)
Varianten der Projektarten finden Sie in der → Grafik des Monats Januar 2014: “→ Die Projektarten-Matrix”.
3. Die Zuordnung von Projektdokumenten aufgrund der Klassifikation
Aufgrund der Klassifikation kann eine Zuordnung vorgenommen werden, welche Prozesse durchlaufen und welche Dokumente eingesetzt werden sollen. Generell gilt: Je größer ein Projekt, umso mehr Prozesse und Dokumente kommen zum Einsatz.
In Abbildung 3.1 ist auszugsweise eine Zuordnung von Projektdokumenten zu den Projektklassen dargestellt. In der Praxis sind diese Zuordnungen deutlich umfangreicher und an das jeweilige Unternehmen / die jeweilige Organisation angepasst.
Abbildung 3.1: Die Zuordnung von Projektdokumenten zu Projektklassen
4. Die Zuordnung der Form der Projektorganisation aufgrund der Klassifikation
Je nach Projektklasse kann eine “passende” Form der → Projektorganisation ausgewählt werden. In Abbildung 4.1 ist eine typische Zuordnung dargestellt. Generell gilt: Je größer das Projekt, umso mehr wird die Projektorganisation zur reinen Projektorganisation, sodass das Projekt → autonom unabhängig von der Linie / von den Fachabteilungsstrukturen agieren kann.
Abbildung 4.1: Die Zuordnung der Projektklassen zu der Form der Projektorganisation
Eine solche Zuordnung ist bei vielen Unternehmen und Organisationen zu finden.
5. Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ) zur Klassifikation von Projekten
Einige Fragen zur Klassifikation von Projekten werden häufig gestellt – diese werden hier wiedergegeben und beantwortet.
- F: Müssen Klassifikationen vor → Projektstart immer vorgenommen werden?
A: Nein, aber es ist insbesondere dann hilfreich, wenn ein gleichartiges Projekt noch nicht in der eigenen Organisation durchgeführt wurde, denn darüber kann eine Zuordnung von notwendigen Prozessen, Dokumenten, Werkzeugen und Methoden erfolgen. - F: Welche Klassifikation ist diejenige, die universell genutzt werden kann?
A: Generell sollte die Projektgröße und die Projektart bestimmt werden, um hieraus ein Vorgehen ableiten zu können. - F: Muss eine Klassifikation vor Projektstart schriftlich fixiert werden?
A: Nein, aber es kann hilfreich sein, wenn das Projekt im Verlauf in Schwierigkeiten gerät. Denn über die Klassifikation kann ermittelt werden, ob die Prozesse, Dokumente, → Werkzeuge und Methoden passend gewählt wurden. Dies ist beispielsweise bei einem Health Check oder einer Überprüfung durch ein → PMO nützlich. - F: Wer nimmt eine Klassifikation in der Regel vor?
A: Jeder erfahrene Projektmanager macht dies in der Regel, wenn auch meistens implizit, ohne dies schriftlich zu fixieren. Wenn ein PMO in der durchführenden Organisation existiert, welches ohnehin Vorgaben für Prozesse und Dokumente machen muss, so muss dort auch die Klassifikation durchgeführt werden. Wenn in Einzelprojekten keine Erfahrungen vorliegen, so sollten Berater hinzugezogen werden, umso den → Aufwand für die Projektdurchführung ableiten zu können.
Haben Sie noch weitere Fragen oder möchten Sie Ergänzungen an der FAQ vornehmen? Am besten schreiben Sie mir hierzu eine E‑Mail an: kontakt@peterjohann-consulting.de.
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
A.1 Meine öffentliche Präsentation zum Projektmanagement
Inhalt | Typ |
---|---|
Projektmanagement – Eine Einführung (PM-Basispräsentation) |
A.2 Literatur
- /DIN20/ DIN: → Projektmanagement. Netzplantechnik und Projektmanagementsysteme. DIN-Taschenbuch 472, Beuth, Berlin 4. Auflage 2020, ISBN 978–3‑410–30000‑7
- /Diethelm00/ Gerd Diethelm: Projektmanagement, Band 1: Grundlagen, NWB, Herne 2000, ISBN 978–3‑482–51171‑4
- /GPM16/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3), GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 8. Auflage 2016, ISBN 978–3‑924841–74‑4
- /GPM19/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM4), GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 2019, ISBN 978–3‑924841–77‑5
- /PBG17/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania Sixth Edition 2017, ISBN 978–1‑62825–184‑5
- /PBG17‑d/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania Sechste Ausgabe 2017, ISBN 978–1‑62825–188‑3
- /Wysocki19/ Robert K. Wysocki: Effective Project Management: Traditional, Agile, Extreme, John Wiley & Sons, Hoboken, New Jersey 8th Edition 2019, ISBN 978–1‑119–56280‑1
A.3 Weblinks
- /#GPM-Blog-Klassifikation-14/ Projektklassifikation im GPM-Blog 2014
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
/#V/ Verweis auf ein Video auf einer Website
Letzte Aktualisierung: 06.09.2021 © Peterjohann Consulting, 2005–2024