Typische Fehler in Projekten Häufig auftretende Fehler und deren Auswirkungen

Manage­ment-Zusam­men­fas­sung die­ses Bei­trags:
Eini­ge → Feh­ler in Pro­jek­ten tre­ten beson­ders häu­fig auf und füh­ren zu Pro­ble­men bei der Pro­jekt­durch­füh­rung. Wenn die­se Feh­ler aber bereits in der Ent­ste­hung erkannt wer­den, kann dies den Pro­jekt­ab­lauf und damit das Pro­jekt­er­geb­nis ver­bes­sern.
In die­sem Bei­trag wer­den typi­sche Feh­ler, Feh­ler­ur­sa­chen und deren Fol­gen in Pro­jek­ten benannt.

Feh­ler in Pro­jek­ten füh­ren zu unge­nü­gen­den Pro­jekt­er­geb­nis­sen. Ein Ziel im → Pro­jekt­ma­nage­ment ist es daher, Feh­ler zu ver­mei­den oder zu redu­zie­ren, idea­ler­wei­se zu gerin­gen Kos­ten. In die­sem Bei­trag wer­den typi­sche Feh­ler (oder “Stol­per­stei­ne”) auf­ge­lis­tet: Die­se Auf­lis­tung kann als eine Art Check­lis­te ver­wen­det werden.

Die­ser Bei­trag basiert auf mei­nen lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen als → Pro­jekt­ma­na­ger und ‑bera­ter. Häu­fig wer­de ich erst in Pro­jek­te invol­viert, wenn es “eigent­lich schon zu spät” ist und Feh­ler­kor­rek­tu­ren auf­wän­dig und teu­er sind.
Ich bie­te daher → Dienst­leis­tun­gen und Work­shops an, um Feh­ler früh­zei­tig zu erken­nen und damit einen guten Pro­jekt­ver­lauf zu ermöglichen.

Es ist erstre­bens­wert, Feh­ler in Pro­jek­ten zu ver­mei­den. Dafür gibt es zwei Top-Erfolgs­ga­ran­ten (Abbil­dung 1):

  • Ein Pro­jekt­ma­na­ger, der gut aus­ge­bil­det und fähig ist, das Pro­jekt durchzuführen
  • Ein Manage­ment (als Füh­rungs­ein­heit in Orga­ni­sa­tio­nen), das kla­re Vor­ga­ben für das Pro­jekt­ma­nage­ment macht und den Pro­jekt­ma­na­ger unterstützt
Erfolgsgaranten in Projekten, (C) Peterjohann Consulting, 2022-2024

Abbil­dung 1: Erfolgs­ga­ran­ten in Projekten

Aus die­sen Erfolgs­ga­ran­ten las­sen sich fast alle Erfolgs­fak­to­ren für Pro­jek­te ablei­ten, oder anders aus­ge­drückt: Wenn der Pro­jekt­ma­na­ger und das Manage­ment gut sind, so ist Feh­ler­quo­te gering. 

1. Fehler in der Vorprojektphase

Gene­rell ent­ste­hen die meis­ten Feh­ler in der → Vor­pro­jekt­pha­se vor dem eigent­li­chen → Pro­jekt­start. Dies sind beispielsweise:

  • Kei­ne Über­prü­fung, ob man Pro­jekt­ma­nage­ment über­haupt beherrscht: Wenn in Orga­ni­sa­tio­nen kein Pro­jekt­ma­nage­ment-Know-how vor­han­den ist, so muss vor­ab betrach­tet wer­den, ob ein Pro­jekt über­haupt durch­ge­führt wer­den kann
  • → Stake­hol­der­ma­nage­ment wird ver­ges­sen: Ohne eine Stake­hol­der­ana­ly­se und dem nach­ge­la­ger­ten Stake­hol­der­ma­nage­ment soll­te kein Pro­jekt durch­ge­führt werden
  • → Risi­ko­ma­nage­ment wird ver­ges­sen oder es wer­den die fal­schen Per­so­nen bei der Risi­ko­ana­ly­se befragt: Ohne rich­ti­ges Risi­ko­ma­nage­ment kann das Pro­jekt ins­be­son­de­re dann, wenn Risi­ken ein­tre­ten, schnell in Schief­la­ge geraten
  • Das Risi­ko­ma­nage­ment ist eine “Geheim­wis­sen­schaft” für Ein­ge­weih­te und auch nur die­se ken­nen die Ergeb­nis­se: Auch wenn die Ergeb­nis­se der Risi­ko­ana­ly­se nicht öffent­lich sein müs­sen, so soll­te das Vor­ge­hen und die zen­tra­len Ergeb­nis­se für die Pro­jekt­be­tei­lig­ten trans­pa­rent sein
  • Das → Pro­jekt­ziel fehlt: Häu­fig wird ver­ges­sen, das Pro­jekt­ziel (ein­deu­tig) zu benen­nen. Ohne Pro­jekt­ziel (mit vor­ge­la­ger­ter Pro­jekt­vi­si­on) wird es schwie­rig, den Fokus auf das Wesent­li­che zu behalten
  • Der → Sys­tem­kon­text fehlt: Ohne Sys­tem­kon­text kann nicht bestimmt wer­den, was zum Pro­jekt gehört und was nicht
  • Das Men­gen­ge­rüst (engl. Quan­ti­ty Struc­tu­re) / die → Wirt­schaft­lich­keits­be­trach­tung fehlt: Wenn im Vor­feld nicht benannt wird, wel­che wirt­schaft­li­chen Betrach­tun­gen zugrun­de lie­gen, kann dies zu Schwie­rig­kei­ten füh­ren, wenn im Lau­fe des Pro­jekts Ände­run­gen durch­ge­führt wer­den müssen
  • Die → Abnah­me­kri­te­ri­en feh­len: Es muss mit Pro­jekt­start geklärt sein, was die Abnah­me­kri­te­ri­en sind. Die­se wer­den schrift­lich fest­ge­hal­ten und die­nen ins­be­son­de­re dazu, den Pro­jekt­ma­na­ger am → Pro­jek­ten­de zu entlasten
  • Das → Pro­jekt­con­trol­ling wird nicht auf­ge­setzt: Es muss früh­zei­tig mit den Betei­lig­ten geklärt sein, wer wel­che Infor­ma­tio­nen aus dem Pro­jekt bekommt (und zu wel­chem → Zeit­punkt). Dies wird im → Kom­mu­ni­ka­ti­ons­plan fest­ge­legt. Dabei sind die Pro­jekt­sta­tus­be­rich­te essen­zi­ell — und die­se müs­sen Kenn­zah­len ent­hal­ten, die sich aus dem Pro­jekt­con­trol­ling vom Pro­jekt­start an ergeben

Gene­rell kön­nen die Feh­ler in der Vor­pro­jekt­pha­se ver­gleichs­wei­se ein­fach abge­fan­gen wer­den, da es hier um “hand­werk­li­ches” Kön­nen geht. Eine Über­sicht, was in der Vor­pro­jekt­pha­se beach­tet und getan wer­den muss, fin­det sich unter → Der Pro­jekt­start. Gezielt das Pro­jekt begin­nen oder als Fach­pos­ter unter → Pos­ter. Über­sich­ten zu zen­tra­len The­men.

2. Fehler im laufenden Projekt

Wenn der → Pro­jekt­auf­trag unter­schrie­ben ist und damit das Pro­jekt gestar­tet wur­de, tre­ten fol­gen­de Feh­ler in der Pra­xis auf:

  • Steue­rung über die Zeit, nicht über die Inhal­te: Es wird der Fokus auf die Ein­hal­tung der Ter­mi­ne gelegt und weni­ger auf die Inhal­te geach­tet. In der Fol­ge kann es pas­sie­ren, dass das Pro­jekt­er­geb­nis unge­nü­gend ist
  • Kein Ände­rungs­ma­nage­ment: Wie mit Ände­run­gen im Pro­jekt umge­gan­gen wird, ist (allen Betei­lig­ten) unklar. Klar ist ledig­lich, dass Ände­run­gen unschön sind und zusätz­li­che → Auf­wän­de ver­ur­sa­chen, die von irgend­je­man­den getra­gen wer­den müssen
  • Kei­ne Audits (durch Drit­te): Gera­de bei län­ger lau­fen­den Pro­jek­ten ist es sinn­voll, eine Über­prü­fung des Pro­jekt­vor­ge­hens vorzunehmen

Die­se Feh­ler kön­nen — wenn auch nur mit Mehr­auf­wand — im lau­fen­den Pro­jekt kor­ri­giert werden.

3. Fehler bei der Projektführung / beim Projektmanager

Der Pro­jekt­ma­na­ger kann nach ent­spre­chen­der Aus­bil­dung den “hand­werk­li­chen” Teil des Pro­jekts durch­füh­ren. Die → Soft Skills hin­ge­gen sind nur schwer trai­nier­bar. Daher kann es pas­sie­ren, dass der Pro­jekt­ma­na­ger die eige­nen Schwer­punk­te so setzt, dass sie den Pro­jekt­ver­lauf nega­tiv beein­flus­sen. In der Pra­xis tre­ten unter ande­rem fol­gen­de Feh­ler auf:

  • Der Pro­jekt­ma­na­ger sieht sich als Ver­tre­ter des Manage­ments und nicht des Projekts
  • Der Pro­jekt­ma­na­ger inter­es­siert sich nicht für die Inhalte
  • Der Pro­jekt­ma­na­ger inter­es­siert sich nicht für das Team

Die­se und wei­te­re Feh­ler wer­den auf der Sei­te → Der Pro­jekt­ma­na­ger genau­er beschrieben.

4. Fehler im Management (der Organisation)

Das Manage­ment (einer Orga­ni­sa­ti­on) ist über den → Pro­jekt­spon­sor und den → Len­kungs­aus­schuss im Pro­jekt ver­tre­ten. Aber das allein reicht nicht aus, das Manage­ment muss aktiv das Pro­jekt stüt­zen. Fol­gen­de Feh­ler haben ihre Ursa­che beim Management:

  • Pro­jekt­ma­na­ger wer­den nicht aus­ge­tauscht: An einem Pro­jekt­ma­na­ger wird fest­ge­hal­ten, auch wenn es offen­sicht­lich ist, dass der Pro­jekt­ma­na­ger das Pro­jekt unge­nü­gend managt
  • Pro­jek­te wer­den nicht abge­bro­chen: Wenn das Pro­jekt­ziel (unter kei­nen Umstän­den) erreicht wer­den kann, wird das Pro­jekt nicht abgebrochen
  • Es gibt kei­nen Vor­fil­ter für Pro­jek­te: Pro­jekt­ideen gibt es bei den meis­ten Orga­ni­sa­tio­nen genug. Doch wie und wann aus Pro­jekt­ideen in Orga­ni­sa­tio­nen Pro­jek­te wer­den, ist unklar

Die Feh­ler bei Manage­ment wer­den häu­fig nicht bear­bei­tet, da das Manage­ment die­se nicht sieht und nicht sehen möchte.

5. Fehler beim Auftraggeber oder Kunden

Auch bei → Auf­trag­ge­ber oder Kun­den tre­ten Feh­ler auf. Die­se sind beispielsweise:

  • Man­gel­haf­te Mit­ar­beit / kei­ne (akti­ve) Mit­wir­kung: Der → Kun­de arbei­tet nicht im Pro­jekt mit, obwohl dies not­wen­dig ist, um das Pro­jekt­ziel zu erreichen
  • Kein Inter­es­se an Zwi­schen­er­geb­nis­sen: Der Kun­de möch­te die Zwi­schen­er­geb­nis­se (Deli­ver­a­bles) nicht sehen und ent­spre­chend nicht abneh­men. Dadurch fehlt die Mög­lich­keit, im Pro­jekt nachzujustieren
  • Es gibt “Auf­trag­ge­ber­ge­ha­be”: Urlau­be und Arbeits­zei­ten des Auf­trag­ge­bers sind im Zwei­fel wich­ti­ger als Pro­jekt und die Projektmitarbeiter
  • Bei Kun­den gibt es den Wunsch, nicht gestört zu wer­den: Wenn etwas nicht rich­tig läuft und eine Ad-hoc-Maß­nah­me ergrif­fen wer­den muss, ist der Kun­de aber nicht ansprech­bar, da er nicht gestört wer­den möchte
  • “Alle Abläu­fe wie bis­her”: Der Kun­de ist nicht bereit, vor­han­de­ne (inter­ne) Abläu­fe mit der Ein­füh­rung des Pro­jekt­pro­dukts anzu­pas­sen. Daher wird das Pro­jekt­pro­dukt so ent­wi­ckelt, dass die bestehen­den Abläu­fe nicht berührt wer­den, auch wenn dies nicht sinn­voll ist
  • Kei­ne Abnah­me: Der Kun­de ver­schleppt die → Pro­jekt­ab­nah­me, obwohl das Pro­jekt eigent­lich abge­schlos­sen ist und die → Pro­jekt­zie­le erreicht wurden

Die Feh­ler bei Kun­den (und damit Geld­ge­ber) sind häu­fig nur schwer (durch den Pro­jekt­ma­na­ger) korrigierbar.

6. Meine Lieblingsfehler

Eini­ge Feh­ler tau­chen in mei­ner Bera­ter­pra­xis auf — und sind sehr schwer­wie­gend, da sie häu­fig “emo­tio­nal vor­be­las­tet” sind und mit ratio­na­len Mit­teln kaum weg­zu­be­kom­men sind. Daher nen­ne ich die­se Feh­ler “Lieb­lings­feh­ler” — dies sind:

  • Wün­sche gleich Vor­ga­ben: Es wer­den Wün­sche geäu­ßert, wann das Pro­jekt “fer­tig” sein soll — dies sind dann Vor­ga­ben für den Zeit­punkt des Pro­jek­ten­des, des Pro­jekt­um­fangs und der → Pro­jekt­kos­ten. Im Grun­de ist damit der kom­plet­te Rah­men fest­ge­legt. Wenn die­se Wün­sche von (wich­ti­gen) Stake­hol­dern geäu­ßert wer­den, so kann es sein, dass die Erwar­tung ist, dass die­se auch erfüllt werden
  • Inhalts- und Umfangs­steue­rung via Power­Point: Pro­fes­sio­nel­les Pro­jekt­ma­nage­ment ver­langt pro­fes­sio­nel­les Vor­ge­hen mit pro­fes­sio­nel­len Werk­zeu­gen. Mit Power­Point ist das nicht mach­bar, da ein Zei­chen- und Prä­sen­ta­ti­ons­pro­gramm eben kein Pro­jekt­ma­nage­ment-Tool ist
  • Kei­ne Über­prü­fung der → Pro­jekt­pro­zes­se: Es wer­den Pro­jekt­pro­zes­se ein­ge­setzt, die für das Pro­jekt nicht geeig­net sind. In der Fol­ge feh­len zu bestimm­ten Zeit­punk­ten Infor­ma­tio­nen oder es wer­den Tätig­kei­ten durch­ge­führt, die über­flüs­sig sind (aber → Auf­wand verursachen)

7. Projektmanager und Projektmanagement

Stellt man die Fähig­kei­ten eines Pro­jekt­ma­na­gers und die → Qua­li­tät des Pro­jekt­ma­nage­ments gegen­über, so ergibt eine → Matrix (Abbil­dung 2), aus der sich able­sen lässt, dass der Pro­jekt­ma­na­ger für den Projekt­erfolg wich­ti­ger ist als die → Werk­zeu­ge und Metho­den des Projektmanagements.

Projektmanager und Projektmanagement: Wie ist die Erfolgswahrscheinlichkeit?, (C) Peterjohann Consulting, 2020-2024

Abbil­dung 2: Pro­jekt­ma­na­ger und Pro­jekt­ma­nage­ment: Wie ist die Erfolgswahrscheinlichkeit?

A. Präsentationen, Literatur und Weblinks

Feh­ler in Pro­jek­ten wer­den in fol­gen­den → Prä­sen­ta­tio­nen beschrieben:

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In fol­gen­den Büchern ist eine Beschrei­bung von Feh­lern (und Erfolgs­fak­to­ren) in Pro­jek­ten zu finden:

  • /Patzak17/ Gerold Patzak, Gün­ter Rat­tay: Pro­jekt­ma­nage­ment. Pro­jek­te, Pro­jekt­port­fo­li­os, Pro­gram­me und pro­jekt­ori­en­tier­te Unter­neh­men, Lin­de, Wien 7. Auf­la­ge 2017, ISBN 978–3‑7143–0321‑6
  • /Portny21/ Stan­ley E. Port­ny: Pro­jekt­ma­nage­ment für Dum­mies, Wiley-VCH, Wein­heim 5. Auf­la­ge 2021, ISBN 978–3‑527–71787‑3
  • /Sterrer14/ Chris­ti­an Ster­rer: Das Geheim­nis erfolg­rei­cher Pro­jek­te: Kri­ti­sche Erfolgs­fak­to­ren im Pro­jekt­ma­nage­ment – Was Füh­rungs­kräf­te wis­sen müs­sen, Sprin­ger Gab­ler, Wies­ba­den 2014, ISBN 978–3‑658–04796‑2

Fol­gen­de Web­links lie­fern wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu Feh­lern in Projekten:

Legen­de zu den Weblinks
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/#/ Ver­weis auf ein ein­zel­nes The­ma auf einer Website
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